Genitalverstümmelung: Unterschied zwischen den Versionen

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* Clemens Bergner: ''Ent-hüllt!'' Die Beschneidung von Jungen - nur ein kleiner Schnitt?, tredition 2015, ISBN 3-7323-4012-0
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* Mario Lichtenheldt: ''Un-heil''. Ein Buch über Beschneidung von Jungen., tredition 2012, ISBN 3-8424-9540-4, [http://manndat.de/gewalt-gegen-maenner/un-heil-beschneidung-von-jungen.html Rezension], 18. Mai 2012
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Aktuelle Version vom 28. November 2021, 13:24 Uhr

Finger weg von meinem Pimmel[1][2]

Die Genitalverstümmelung (euphemistisch Beschneidung genannt) ist in unserem Kulturkreis bekannt als Beschneidung von Knaben bei Muslimen und Juden sowie als Beschneidung von Mädchen vorzugsweise in Teilen Afrikas.

Es gibt keine Frauenbeschneidung ohne Männerbeschneidung.
Bülent Erdogan[3]

Besonders die Beschneidung der weiblichen Genitalien erregt große Aufmerksamkeit durch die "Betroffenheits­industrie". Neu ist für viele die Tatsache, dass auch die Beschneidung der männlichen Genitalien weltweit zu zahlreichen Todesfällen führt oder lebenslanges Leid nach sich zieht. Während die männliche Beschneidung in der so genannten "Dritten Welt" vornehmlich eine rituelle Tradition darstellt, hat sich die Routine­beschneidung von Jungen gleich nach der Geburt in den nord­amerikanischen Staaten inzwischen zu einer einträglichen Praxis entwickelt, von der unmittelbar und mittelbar eine ganze Anzahl von Arbeitsplätzen und Karrieren abhängen. Was den Medizinmann auf den Salomon-Inseln mit dem hypermodern ausgestatten Arzt in den USA verbindet: Beide vergehen sich ohne medizinische Indikation an Kindern. Es fehlt die medizinische Notwendigkeit, die nach deutschem Recht einen operativen Eingriff überhaupt erst straffrei stellt.[4]

Der Kotau[WP] des Bundestages für die Genitalverstümmelung von Jungen
Quelle: Jacques Tilly / giordano-bruno-stiftung.de
Beschneidungsargumentation, erklärt von ErzaehlmirNix

Kurz und knapp

  • Überall, wo es weibliche Genitalverstümmelungen gibt, gibt es die männliche Form auch; umgekehrt gilt das nicht.[5]
  • Gründe u. a.: Um für Frauen attraktiver zu sein, um sie besser befriedigen zu können.
  • Männliche Genitalverstümmelung IST mit der weiblichen vergleichbar.
  • Auswirkungen auf Psyche (Trauma), Sexualität und Gesundheit (Teil-/Komplettverlust des Penis, Tod)
  • Extreme Formen sind wenig bekannt: Häuten des Penis, Zerquetschen eines Hodens
  • Männliche Beschneidung als Waffe im "Krieg der Spermien" [6]
  • Kleines Hautstück? - Wird die Vorhaut vollständig entfernt, so wird der größte Teil(!) der Penishaut entfernt.

Aktuelle Situation

Jungendiskriminierender Gesetzentwurf 2. Quartal 2009

Er enthält bewusst Jungen den Schutz vor Genitalverstümmelung vor und fördert somit Gewalt gegen Jungen. Jungen werden damit weniger Menschenrechte zugestanden als Mädchen. Körper­verletzungen an Mädchen erhalten damit einen eigenen Straftat­bestand, Körper­verletzungen an Jungen, bei denen dieselbe Argumentation greifen würde, werden ignoriert.

MANNdat-Schreiben an Bundestagsabgeordnete vom 07.06.2009 und Offener Brief gegen Beschneidungsgesetz vom 05.03.2010

In Art. 24 Abs. 3 der UN-Kinderrechtskonvention, die Deutschland mit unterzeichnet hat, steht klar und deutlich:

"Die Vertragsstaaten treffen alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen, um überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit der Kinder schädlich sind, abzuschaffen."[7][8]

Formen der Genitalverstümmelung

Die ersten drei Arten werden detailiert hier aufgeführt: Genitalverstümmelung/Tabelle

  • Zirkumzision Die Vorhaut wird ringförmig entfernt (teilweise oder vollständig).[9]
  • Einschnitt (Inzision) Die Vorhaut wird ein- oder mehrmals eingeschnitten.
  • Subinzision (Aborigines) Der Penis wird unterseitig so tief eingeschnitten, so dass die Harnröhre längs auf­geschnitten ist (teilweise oder voll­ständig). Es können sich aus­gedehnte Infektionen bilden, die nicht selten tödlich enden.
  • Einnähen von Metallglöckchen in die Haut (Indien) Dadurch sollen die Männer Frauen besser befriedigen können.
  • Einnähen von Bambus- oder Metallkugeln (Ampallangs) in Eichel oder Penisschaft (Indonesien, Korea, Ureinwohner von den Philippinen) Dadurch soll die Klitoris der zukünftigen Partnerin besser stimuliert werden.
  • Häuten des Penis (Dowayos in Kamerun)[10]
  • Zerquetschen eines Hoden (manche afrikanische und mikronesische Völker)[11]

Zahlen

  • In der Türkei werden pro Jahr ca. 1,5 Mio. Jungen unfreiwillig beschnitten.[12]
  • In den USA werden ca. 57 % aller männlichen Neugeborenen kurz nach der Geburt routinemäßig beschnitten (fallende Tendenz).[13]
  • Steven Svoboda, ein an der US-Universität Harvard ausgebildeter Anwalt für Menschenrechte, schätzt, dass Jungen und Männer sechsmal so häufig Opfer von Genitalverstümmelung sind wie Mädchen und Frauen.[13]
  • Die Zirkumzision stellt den weltweit am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriff dar, gegenwärtig sind schätzungsweise 25 Prozent der männlichen Weltbevölkerung beschnitten.[9]

Gängige Begründungen für eine Beschneidung

Ästhetisch

Manche können ja der Auffassung sein, dass ein beschnittener Penis attraktiver ist. Diese Meinung wird aber bei Weitem nicht von allen geteilt. Wenn der Junge erwachsen ist, sollte er selbst darüber entscheiden dürfen, ob etwaige Vorteile die Nachteile übertreffen. Eltern dürfen auch nicht die Ohren ihres Kindes abschneiden, auch wenn sie das schön finden.

Hygienisch

Smegma ist eine weiße, wachsartige Substanz, die sich unter der Vorhaut bilden kann. Sie besteht aus natürlichen Sekreten und ab­geschuppten Hautzellen. Früher fürchtete man, dass Smegma krebs­erregend sein könnte, doch das wurde widerlegt. Gute Allgemein­hygiene und gesunder Menschenverstand sind der Schlüssel für das Verhüten von Infektionen und Krankheiten.[14] Ein beschnittener Penis lässt sich einfacher sauber halten. Ein unbeschnittener Penis lässt sich allerdings auch sauber halten: mit Wasser und Seife. Auch hier käme niemand auf die Idee, die Ohren eines Kindes abzuschneiden, nur weil sie dreckig werden können.

Vorhautverengung

Teilweise werden Beschneidungen begründet, da es später zu Vorhaut­problemen kommen kann. Man wartet also nicht ab, ob der Eingriff überhaupt nötig ist, sondern schneidet vorbeugend. Auf die dumme Idee, eine präventive Brustabnahme bei Frauen durchzuführen, um einem eventuell auftretenden Brustkrebs[WP] vorzubeugen, kommt zu Recht niemand.

"Als medizinischer Grund für die operative Entfernung der Penisvorhaut wird in den allermeisten Fällen eine Phimose bzw. Vorhaut­verengung genannt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich hierbei um einen entwicklungs­physiologisch völlig normalen Zustand handelt, der, solange er symptomfrei bleibt, eigentlich gar nicht behandlungs­bedürftig ist. Erfahrungen aus den skandinavischen Ländern belegen eindeutig, dass sich die meisten kindlichen Vorhaut-"Probleme" (Verengung oder Verklebung) bis zur Pubertät[WP] von selbst erledigen." [15]

  1. "Eine Phimosenbehandlung mit Salbe ist in bis zu 95 % der Fälle erfolgreich."[16][17][18]
  2. "Kann ein Eingriff vermieden werden, wenn der mit ihm bezweckte Erfolg auch anderweitig, mit weniger intensiven Maßnahmen erreicht werden kann, dann liegt der intensivere Eingriff nicht im Kindeswohl."[19]

Auch wenn die Phimose nur operativ behoben werden kann, ist eine Entfernung der Vorhaut oft nicht nötig. Bei modernen Verfahren bleibt die Vorhaut erhalten.

Gebärmutterhalskrebs/Peniskrebs

Peniskrebs ist eine extrem seltene Form von Krebs. Sie tritt meist bei älteren Männern auf und die meisten Ärzte empfehlen Säuglings­beschneidung nicht als vorbeugende Maßnahme. Peniskrebs kann sowohl bei beschnittenen als auch bei intakten Männern auftreten: Im Rahmen der Maden-Studie (eine noch laufende Studie zu Peniskrebs am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle) wurde beobachtet, dass 37 % der Penis­krebs­fälle bei beschnittenen Männern auftreten.[14]

Es gibt "Behauptungen, dass sich das Vorkommen von Portio­karzinomen (Zervix­karzinomen) (Krebs des Gebär­mutter­mundes bzw. Gebär­mutter­halses) bei der Frau nach Geschlechtsverkehr mit unbeschnittenen Männern durch Übertragung von Smegma häufte. Dieser Zusammenhang wurden von Forschern als wissenschaftlich nicht plausibel verworfen."[20]

Die Theorie, dass Ehefrauen von Männern mit intakten Vorhäuten anfälliger für Gebär­mutter­hals­krebs sind, ist widerlegt worden. Die Theorie, dass das Vorhandensein einer Vorhaut ein höheres Risiko für Geschlechts­krankheiten mit sich bringt, wurde in einer neuen Studie widerlegt.[14]

Religiös/rituell

Weit verbreitet ist die Beschneidung bei Jungen und Männern darüber hinaus vor allem im Judentum, in islamischen Ländern (im Kindes­alter) und in Afrika. "So gilt die Beschneidung in afrikanischen Ländern in erster Linie als Initiations­ritus bei Jugendlichen in der Pubertät. Die Fähigkeit, den mit ihr einher gehenden Schmerz aushalten zu können, gilt in vielen Stämmen als Voraussetzung zur Mannwerdung. Oft ist sie Voraussetzung dafür, überhaupt eine Frau zu bekommen, da die Frauen Wert darauf legen, einen Mann zu ehelichen, der diese Tortur über sich hat ergehen lassen."[13]

Deutschland: Die Religionsgemeinschaften nehmen für sich in Anspruch, dass hier eine Ausnahme bestehe, die durch das Grundrecht auf freie Religions­ausübung gedeckt sei.

Masturbations-Prävention

Nach puritanischer Auffassung dient die Vorhaut­amputation der Kontrolle der Sexualität durch die Vermeidung der oft als unerwünscht betrachteten sexuellen Lust­empfindens (speziell bei Jungen der Masturbation).

AIDS-Prävention

Studien widerlegen die Beschneidung als AIDS-Prävention. Für die Ausbreitung von AIDS ist die männliche Beschneidung irrelevant, wenn man die Anzahl der infizierten Prostituierten in der Region herausrechnet. In muslimischen Gegenden gibt es weniger AIDS. Dies wird aber nicht durch die höhere Anzahl an beschnittenen Männern verursacht, sondern von der geringeren Anzahl an Prostituierten pro Einwohner. Bei einem Geschlechts­verkehr einzeln betrachtet kann die Übertragungsrate mit einer Beschneidung zwar um 50-60 % sinken, das Problem ist aber, dass der Einzelne in Gegenden mit einer hohen AIDS-Rate vielfältigen sexuellen Kontakt mit Infizierten hat. Eine Beschneidung würde lediglich das Unvermeidliche verzögern und als AIDS-Prävention ineffektiv.[21]

Unter 500 Männern waren die beschnittenen zu 23,4 % bis zu ihrem 32. Lebensjahr schon einmal von einer sexuell übertragbaren Krankheit betroffen, unbeschnittene zu 23,5 %.[22]

Einen gegenteiligen Effekt hat es, wenn sich beschnittene Männer vor AIDS sicher fühlen und auf Kondome verzichten.[23]

Funktionen der Vorhaut

  • Schutzfunktion: Im Kleinkindalter schützt die verklebte Vorhaut die Eichel vor den Ausscheidungen in der Windel. Während des ganzen Lebens hält die Vorhaut die Eichel zart und feucht und schützt sie vor Trauma, Verletzungen, Umwelteinflüssen, Reibung und Austrocknung.
  • Sexuelle Funktionen
    • Die Vorhaut enthält zahlreiche empfindlichen Nervenendungen. Gemeinsam mit der sensiblen Oberfläche der Eichel bildet die innere Vorhaut, die bei einer Erektion zurückgezogen und nach außen gewendet ist, eine umfangreiche und hochsensible erogene Zone, die für eine normale, intensive Gefühlswahrnehmung bei Geschlechtsverkehr und Masturbation wichtig ist.
    • Die Vorhaut verhindert durch einen speziellen Gleiteffekt unnötige Reibung beim Geschlechtsverkehr und steigert das Lustempfinden bei Mann und Frau.
  • Immunsystem: Spezialisierte Zellen in der Vorhaut bilden Substanzen, die Krankheitserreger bekämpfen und abtöten können. Die Erforschung dieser Funktion steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.

Nur ein kleines Stückchen Haut?

Eine Eigenschaft der Vorhaut ist, dass die Haut doppellagig ist und sich sehr stark zusammenziehen kann, wenn der Penis sich im erschlafften Zustand befindet. Im erschlafften Zustand wird die Vorhaut weggeschnitten. Übertragen auf einen erwachsenen Mann wird ein Großteil der Haut des gesamten errigierten Penis entfernt! Der Penis ist DIE errogene Zone bei einem Mann und bei einer Beschneidung wird dort eine erhebliche Fläche (vergleichbar mit der Handinnenfläche ohne Finger!) weggeschnitten. Wie man die Fläche bestimmen kann, wird hier erklärt. Diese Hautfläche ist mit einer ungewöhlich hohen Dichte an Nervenzellen übersäht.

Folgen

Beeinträchtigung der Sexualität

Bei einer Zirkumzision wird die Vorhaut entfernt, welche normalerweise die sensible Eichel, die wichtigste erogene Zone des Mannes, umschließt und schützt. Ansonsten feucht und höchst sensibel, trocknet diese aus und überzieht sich mit einer neuen, dünnen Haut. Sie wird unempfindlicher. Neben der Desensibilisierung der Eichel fällt das sensible Vorhautgewebe selbst komplett als Lustspender weg. Wird die Vorhaut bis hinter die Eichel entfernt, entspricht das etwa einem Drittel der gesamten Haut am Penis. Das Frenulum (Vorhautbändchen) ist besonders dicht mit Nervenenden besetzt und wird bei den üblichen Formen der Beschneidung meist beschädigt oder komplett entfernt. In Summe wird die Selbstbefriedigung somit als weniger lustvoll erlebt. Der Schmerz bei der Prozedur wurde und wird teilweise als Strafe für eine "sündhafte" Selbstbefriedigung verwendet: John Harvey Kellogg: "Ein Mittel gegen Masturbation, welches bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte von einem Arzt ohne Betäubung durchgeführt werden, weil der kurze Schmerz einen heilsamen Effekt hat, besonders, wenn er mit Gedanken an Strafe in Verbindung gebracht wird." In manchen Fällen führt die Kombination dieser Effekte zu teilweise eklatanten sexuellen Einschränkungen.[4]

Für manche beschnittene Männer ist die Masturbation fast nur noch mit Hilfsmitteln (wie z. B. Gleitgel, Babyöl oder auch Speichel) möglich. Beim Geschlechtsverkehr fehlt das natürliche Gleiten des Penis in seiner Schafthaut, was das Eindringen erschweren kann. Durch das direkte Reiben an der Scheidenwand kann es Probleme bei einer Trockenheit der Scheide geben.

Posttraumatische Belastungsstörung

In einer in Boyle et al. (2002) beschriebene Studie wurden 1577 philippinische Jungen im Alter von 11 bis 16 Jahren vor und nach einer Beschneidung (die entweder mit oder ohne Lokalanästhetikum durchgeführt wurde) beobachtet. Vor dem Eingriff wurde sichergestellt, dass nur Jungen in die Studie aufgenommen wurden, die keine PTBS (nach DSM-IV) aufwiesen. Nach dem Eingriff konnte bei 50 % der mit Lokalanästhetikum und 69 % der rituell (ohne Lokalanästhetikum) beschnittenen Jungen eine PTBS nach DSM-IV Kriterien diagnostiziert werden.

Gesundheitliche Schädigungen

Bei der Subinzision: Die Unterseite des Penis wird gespalten. Folge: Der Samen fließt außerhalb des weiblichen Körpers herab, die Chancen einer Schwangerschaft sinken.[11]

Bevormundung

"Das wichtigste Argument gegen Beschneidung von Minderjährigen darf hier nicht außer Acht gelassen werden: Es ist ganz klar, dass dabei eine wichtige Entscheidung, die Auswirkungen u. a. auf die Sexualität hat, von Anderen getroffen wird, als dem Betroffenen selbst. In allen vergleichbaren Fällen (z. B. weibliche Beschneidung) herrscht weitgehender Konsens darüber, dass solche Praktiken unterbunden und ggf. bestraft werden sollten. Nur bezüglich der männlichen Beschneidung herrscht meist eine erstaunliche Toleranz und Akzeptanz. Erklären lässt sich diese ambivalente Sichtweise der Beschneidung abhängig vom Geschlecht wohl nur damit, dass Wissen über die Funktionen der Vorhaut wenig verbreitet ist, so dass viele (insbesondere Personen, die gar kein solches Körperteil haben, nämlich Frauen) glauben, eine Beschneidung bedeute keinen Verlust." [5]

Schmerz

Für Neugeborene ist der Eingriff alles andere als schmerzfrei. Dazu sagte Boris Zernikow, Leiter des Deutschen Kinder­schmerz­zentrums in Datteln[24], jüngst in einem SPIEGEL-Interview: "Das schmerz­unter­drückende System ist erst einige Monate nach der Geburt funktionstüchtig. Neugeborene empfinden mehr Schmerzen als ein Erwachsener."[25]

Südafrika

53 Jungen starben im Jahre 2009 bis zum 15. August 2009 an den Folgen von unsachgemäßen Beschneidungen in Südafrika, während dreizehn Jungen Penis-Amputationen erlitten.[26] Austrocknung, Unterkühlung, Blutvergiftung, starke Blutungen und die Tatsache dass die meisten Jungen Hilfe erst dann suchen, wenn es schon zu spät ist, sind die häufigsten Todesursachen. Die Beschneidungen werden ohne Betäubungsmittel mit traditionellen Beschneidungs­werkzeugen durchgeführt.

Sehr viele Jugendliche mehr werden mit entzündeten oder verstümmelten Genitalien in die Krankenhäuser eingeliefert. Wundbrand hat bei manchen den Verlust der Eichel zur Folge. Dimaza: "Offenbar wurden einige sehr spät ins Krankenhaus gebracht, weshalb die Ärzte nichts mehr für sie tun können. Ihre Männlichkeit fällt einfach ab."[26][27][28]

In der Wintersaison 2008 (Die Beschneidungen finden zweimal im Jahr statt) starben 24 Jungen an den Folgen. 535 Jungen wurden in die Krankenhäuser eingeliefert - ein Junge mit einem fast abgetrennten, faulenden Penis.[29]

In Südafrika bestimmt der "Children's Act" von 2005:

12. Social, cultural and religious practices
(3) Genital mutilation or the circumcision of female children is prohibited.
(8) Circumcision of male children under the age of 16 is prohibited, except when-
(a) circumcision is performed for religious purposes in accordance with the practices of the religion concerned and in the manner prescribed; or
(b) circumcision is performed for medical reasons on the recommendation of a medical practitioner.
(c) in the manner prescribed.
(9) Circumcision of male children older than 16 may only be performed-
(a) if the child has given consent to the circumcision in the prescribed manner;
(b) after proper counselling of the child; and
(c) in the manner prescribed.[30]

Der "Children's Act" bestimmt: keine Beschneidung an Jungen [gegen ihren erklärten Willen, siehe oben, d.Red.] unter 16 Jahren und nur von ausgebildeten und zugelassenen Kräften.[31]

Extreme Formen

  • Bei den Dowayos [in Kamerun] ist die Beschneidung ein sich lang hinziehender Vorgang. [...] Die Operation ist darauf angelegt, Furcht und Schrecken zu erregen. Die Jungen werden an einer rituellen Wegkreuzung bis auf die Haut ausgezogen und zum Wäldchen am Fluss geführt, wo die Beschneidung stattfindet. Unterwegs werden sie von den Beschneidern angesprungen, die wie jagende Leoparden knurren und sie mit dem Messer bedrohen. Die Operation ist sehr schmerzhaft, da der Penis fast in voller Länge abgeschält wird. Unter Umständen sind es mehrere verschiedene Beschneider, die jeder ein Stück von der Vorhaut abschneiden. Der Junge darf nicht schreien, aber die alten Männer, die mir von dem festlichen Ereignis erzählten, gaben zu, dass viele es doch täten. Das sei auch nicht schlimm, solange die Frauen glaubten, sie hätten sich tapfer gehalten. Beim Badeplatz kann man die Ergebnisse derartiger Eingriffe studieren. Wenn der Operierte noch sehr jung ist, nimmt das Glied manchmal eine fast kugelförmige Form an, was mitverantwortlich für die sehr niedrige Geburtenrate bei den Dowayos sein dürfte. Da alle mit demselben Messer beschnitten werden und die Infektionsgefahr entsprechend groß ist, ist die Todesrate beträchtlich. Von Jungen, die infolge der Operation starben, hieß es, Leoparden hätten sie gefressen. Aus der Korrespondenz französischer Kolonialoffiziere geht hervor, wie bekümmert diese über die große Zahl Jugendlicher waren, die angeblich der Leopard gefressen hatte - obwohl doch Leoparden in der Gegend praktisch ausgestorben waren.[10]
  • Sehr selten, aber belegt ist das Entfernen der gesamten das Glied bedeckenden Haut, mitunter bis zum Bauchnabel, in einigen Dörfern des Yemen.
  • In manchen afrikanischen und mikronesischen Völkern zerquetschen die älteren Männern den jüngeren einen Hoden.[11]
  • Die Hijra, eine Sekte in Indien, amputiert anscheinend radikal Penis und Hoden. Inwiefern dies erzwungen wird, lässt sich aus dem Wikipedia-Artikel nicht herauslesen: "Obwohl sehr häufig angenommen wird, dass Hijra sich meistens einer rituellen Kastration und Penektomie unterziehen oder dieses wenigstens anstreben."[32]

Sonstiges

Eine Untersuchung erbrachte das nicht verwunderliche Ergebnis, dass bei keiner einzigen diesbezüglichen Kultur sich die Betroffenen freiwillig dieser Operation unterziehen. Obwohl sicher stets traumatisierend für sie, bestehen allerdings erhebliche Unterschiede in der Durchführung des Rituals und damit auch für die psychischen Folgen. Es ist beispielsweise ein erheblicher Unterschied, ob ein Junge auf der kleinen Pazifikinsel Tikopia, nachdem er seelisch darauf vorbereitet wurde, im Rahmen einer Feier die Vorhaut eingeschnitten bekommt, während seine Verwandten dabei sind und ihn trösten, oder ob etwa ein Junge in der Provinz eines islamischen Staates zum "Haareschneiden" geschickt und dort auf einem Tisch festgehalten wird, während ein Barbier seine Vorhaut abschneidet, so sehr er auch protestiert.

Juristische Grauzone

In dem Aufsatz "Strafrechtliche Konsequenzen auch bei religiöser Begründung"[33] raten die Ärzte Maximilian Stehr, Hans-Georg Dietz und der Jurist Holm Putzke von religiösen Beschneidungen ohne medizinische Notwendigkeit ab. Denn die Entfernung der Vorhaut stelle einen "nicht nur unerheblichen Substanzverlust dar, sie ist mithin eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit", bei der sich der Operateur wegen Körperverletzung strafbar machen könne.[34][35]

In Köln wurde die Zirkumzision unter Strafe gestellt, aber so eindeutig, wie es manchen in Deutschland scheint, wird das in anderen westlichen Ländern nicht gesehen. In den USA beispielsweise stellt sie beinah eine Routine dar. Die Gesundheitsorganisationen verschiedener Staaten bewerten den Eingriff unterschiedlich.

Die moderne Medizin weiß Vorteile und Risiken zu nennen, die aus der Beschneidung männlicher Genitalien erwachsen können. Die Wissenschaft gibt zu dieser Frage noch keine einhellige Antwort. Islam und Judentum kümmern sich indes gar nicht um den Forschungsstand. Ihnen geht es um die Einhaltung eherner Gebote und Gebräuche.[36]

Geschichte der Beschneidung

Wenn das wissenschaftlichen Arguments entfällt, wird deutlich, dass es bei der Frage nach der Zulässigkeit der Beschneidung einzig um eine Entscheidung über gesellschaftliche Werte, juristisch gesprochen um "Rechtsgüter" geht. Tatsächlich geht es auch darum, ob Juden in Deutschland ihr Judentum so, wie sie es verstehen und nicht, wie andere meinen, leben dürfen. Elizabeth Wyner Mark, Herausgeberin eines 2003 publizierten Bandes mit dem Titel "The Covenant of Circumcision" schreibt mit Blick darauf, dass die meisten säkular, keineswegs religiös lebenden Juden ihre Knaben beschneiden lassen, dass die Beschneidung ein Ausdruck jüdischen Überlebenswillens nach der Shoah und damit für viele Eltern zu einer moralischen Verpflichtung geworden sei.

Zeichen jüdischer Selbstbehauptung jedenfalls ist die Beschneidung seit Jahrtausenden. Die kategorisch erfahrene Weisung von Juden, ihre Söhne am achten Tage zu beschneiden, ist immerhin für zweieinhalbtausend Jahre historisch nachweisbar. Indes hat es seit der Antike immer wieder Versuche gegeben, die Beschneidung zu unterbinden. Die hellenistische Kultur mit ihrer Verehrung des schönen Körpers brachte viele jüdische Männer dazu, ihre Vorhaut wieder zu verlängern, um beim nackt auszuführenden Sport nicht verspottet zu werden. Der hellenistische König Antiochus IV. versuchte sogar - aller angeblich paganen Toleranz zum Trotz - die Beschneidung jüdischer Knaben im zweiten Jahrhundert vor Chr. gewaltsam zu verbieten. Diese Maßnahme trug wesentlich zur Ausbildung des jüdischen Märtyrertums bei.[37]

Weibliche Beschneidung

Die Beschneidung von Mädchen wird in der Regel von Frauen durchgeführt. Dieser Aspekt, dass die Frauen nicht nur Opfer, sondern zugleich die Täterinnen sind, fällt in der Berichterstattung meist unter den Tisch. Es sind auch die Beschneiderinnen selbst, die sich gegen ein Verbot verteidigen und dabei auch bereit sind Gewalt anzuwenden.[38]

In der islamischen Theologie findet die Beschneidung von Frauen keinen Rückhalt, wurde aber in den Ländern, in denen sie seit Jahrtaussenden praktiziert wurde, passiv geduldet. In jüngerer Zeit findet eine aktive Ächtung der weiblicher Genitalien Beschneidung weiblicher Genitalien[WP] durch islamische Gelehrte statt. Im November 2006 organisierte und finanzierte (Menschenrechtsorganisation) TARGET (Menschenrechtsorganisation)[WP] eine Konferenz an der Al-Azhar-Universität[WP] in Kairo. Als Ergebnis dieser Konferenz verurteilten führende islamische Rechtsgelehrte die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung. Im März 2009 verurteilte der islamische Rechtsgelehrte und Publizist al-Qaradawi Yusuf al-Qaradawi[WP], der als die wichtigste zeitgenössische Autorität des sunnitischen Islam gilt, in einer Fatwa[WP] die genitale Verstümmelung von Frauen als "Teufelswerk" und erklärte sie unter allen Umständen als haram (verboten), da sie gegen die Ethik des Islam gerichtet sei.[39][40]

Internationaler Tag "Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung"

Dieser findet jedes Jahr am 6. Februar statt. Der Tag wird überwiegend von feministischen Organisationen zur Agitation gegen weibliche Genitalverstümmelung benutzt.

In der Fiktion

  • In Elfriede Jelineks autobiografisch beeinflusstem Roman "Die Klavierspielerin" verstümmelt sich eine sadomasochistische, geistig gestörte Frau selbst die Genitalien.
  • Dasselbe passiert in Lars von Triers deprimierendem Film "Antichrist".

In den Medien

Die Bildzeitung lässt eine selbstständige PR-Managerin über die Genitalverstümmelung bei Jungen sagen:

"Das Ritual gehört zum Erwachsenwerden wie das Nagellackieren bei Mädchen."[41]

In der Politik

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) lässt aus Sorge um die Mädchen prüfen, wie die Beschneidung von Jungen rechtssicher möglich gemacht werden kann. Das Urteil stelle nach Auffassung des Ministeriums einen Bruch mit der überwiegenden Rechts­auf­fassung dar. Die Formulierung eines Gesetzes sei mit erheblichen rechts­technischen Schwierigkeiten verbunden. Insbesondere solle ausgeschlossen werden, dass auch Mädchen aus religiösen oder kulturellen Gründen beschnitten werden können.[42]

Volker Beck verteidigt mit Renate Künast (GRÜNE) offen ("Das ist keine Straftat") die Genital­verstümmelung von Männern.[43]

Im Bundestag wurden Regie­rungsmitglieder von einer Abstimmung abgehalten, indem die Beschneidungs­kritiker aufgefordert wurden, das Plenum zu verlassen.[44][45]

Kinderschützer und Kriminalbeamte protestieren gegen die Resolution des Bundestages zur Straffreiheit von Beschneidungen an Jungen. In einer Petition fordern sie die Aussetzung einer gesetzlichen Regelung für zwei Jahre sowie die Einrichtung eines Runden Tisches. In der Petition heißt es:

"Der Deutsche Bundestag möge beschließen, zunächst für zwei Jahre keine gesetzlichen Schritte zur Legitimation der Beschneidung von Jungen in Deutschland zu ergreifen."

Ziel sei es, eine Versachlichung der Debatte um die Beschneidung zu erreichen und die Politik dazu zu bewegen, eine Abwägung der Kindesinteressen überhaupt zuzulassen. Es könne nicht Grundlage gesetz­geberischen Handelns sein, eine Beschneidung ausschließlich als religiöses Ritual und damit nur als eine Frage des religiösen Lebens in Deutschland zu betrachten.[46]

Der "massenweise Protest" oder der "Sturm der Empörung" gegen das Kölner Urteil ist eine Erfindung der Beschneidungs­fürworter, einer vergleichsweise kleinen Minderheit, einer Handvoll von Funktionären der jeweiligen Glaubens­gemein­schaften. Der Zentralrat der Juden oder der Muslime in Deutschland, das sind nicht die Juden oder die Muslime in Deutschland.
Eugen Maus (MANNdat-Forum)

In der Medizin

In einer Pressemeldung ihres Berufsverbandes (BVKJ) fordern Kinder- und Jugendärzte:

Allein das Recht eines Kindes auf körperliche Unversehrtheit zählt.[47]
Jungen haben wie Mädchen ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Und dieses Recht muss der Gesetzgeber schützen und auch Jungen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit garantieren.[48]

Kinderdoc, der einen viel gelesenen Blog zu kindermedizinischen Themen betreibt, sagt:

Eine Beschneidung ist, egal ob bei Mann oder Frau, juristisch gesehen, zuerst einmal eine Körperverletzung, genau wie jeder sonstige Eingriff in die Unversehrtheit des Körpers, solange der Patient nicht in den Eingriff einwilligen kann.
Wenn muslimische oder jüdische Eltern mit der Bitte um Überweisung zu einer Circumcision aus religiösen Gründen kommen, lehne ich das ab. Für mich zählt alleine der medizinische Aspekt. Und nur dann muss auch das Gesundheitssystem zahlen. Ob die Eltern dann den Eingriff trotzdem durchführen lassen und ob sie und der Operateur dann strafbar sind - muss auf anderer, philosophisch-religiöser und ethischer Ebene entschieden werden. Man sieht sich in Karlsruhe wieder.[49]

In der Wirtschaft/Wissenschaft

Babyvorhaut ist ein begehrter "Rohstoff" für die Pharma- und Kosmetikindustrie. Das Gewebe ist äußerst reproduktiv und mit großer Sicherheit frei von Krankheitserregern. Injizierbares Collagen, gewonnen aus den Vorhäuten neugeborener Jungen, kann die Faltenbildung der alternden Haut vermindern, zum Aufspritzen der Lippen und zur kosmetischen Behandlung von Narben dienen.

Unter dem Namen "Apligraf" wird weltweit ein Kunsthautprodukt vertrieben, welches ebenfalls aus Babyvorhaut gewonnen wird und den natürlichen Heilungsprozess großflächiger Wunden unterstützt.

Um per Beschneidung an das begehrte Rohmaterial zu kommen, werden amerikanische Jungen gleich nach der Geburt und oftmals ohne Betäubung mit gespreizten Armen und Beinen auf einem so genannten "Circumstraint" gefesselt. Dann schiebt der Arzt ein medizinisches Instrument unter ihre verklebte Vorhaut und schält diese von der Eichel ab. Die Babys können sich bei dieser Tortur nicht bewegen. Sie schreien verzweifelt, einige bekommen Krämpfe. Anschließend wird die Vorhaut der Länge nach aufgeschnitten und entweder durch ein Skalpell oder mittels einer speziellen Klemme entfernt.

Der Preis der Eitelkeit: Furchtbare Schmerzen!

"Vorhauternte" nennt das die Pharmaindustrie und behauptet allen Ernstes, das Ausgangsmaterial stamme von "gespendeten" Vorhäuten neugeborener Jungen.[50]

Feminismus und Jungenbeschneidung

Feministinnen erklärten die weibliche Beschneidung 1985 zur sexuellen Gewalt. Bei Jungen hat der Bundestag nun als rechtlich "zulässig" definiert, was bei Mädchen als strafbar erachtet wird. Der Aufschrei der Gender-Forscher und Feministinnen bleibt aber aus.[51] Alice Schwarzer macht sich vielmehr für die Jungenbeschneidung stark.[52]

Weitergehende Informationen

Literatur

Ent-hüllt! Die Beschneidung von Jungen - nur ein kleiner Schnitt? (2015)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. REFnews (18. Juli 2012)."Diskussion um Beschneidungen: Missbrauch der Vorhaut", taz. Abgerufen 14. April 2021.
  2. REFweb Finger weg von meinem Pimmel. Abgerufen 14. April 2021.
  3. REFjournal Erdogan B. Es gibt keine Frauenbeschneidung ohne Männerbeschneidung PDF. Rheinisches Ärzteblatt. 2015; (8): 23.
    Zitat: Anders als die Beschneidung von Mädchen ist die rituelle Beschneidung von Jungen hierzulande trotz ihres Charakters als Körper­verletzung erlaubt. Viele Kinder­ärzte und -chirurgen empfinden das in ihrer täglichen Arbeit als Dilemma, wie auf einem Symposium in Essen deutlich wurde.
  4. a b REFweb Geschlechterübergreifende Initiative für genitale Selbstbestimmung, Intaktiv.
  5. a b REFdocument Genitale Verstümmelung bei Jungen und Männern. Gründe und Hintergründe. PDF, Väteraufbruch für Kinder - Schwaben. (Juni 2005).}
  6. REFweb Männliche Beschneidung als Waffe im "Krieg der Spermien".
  7. REFweb (17. Juli 2012). Rituelle Beschneidungen bei Minderjährigen - Kinder- und Jugendärzte fordern: Allein das Recht eines Kindes auf körperliche Unversehrtheit zählt, Kinderärzte im Netz.
  8. REFdocument UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut mit Materialien. Übereinkommen über die Rechte des Kindes. PDF. (20. November 1989).
  9. a b Zirkumzision[WP]
  10. a b REFweb Lebensstadien (Entwicklungsländerstudien), 8.3. Zum Beispiel: Knabenbeschneidung bei den Dowayo in Kamerun.
  11. a b c REFnews (8. Juni 2008)."Rituelle Beschneidungen: Waffe im Kampf der Spermien", Focus.
  12. REFnews (17. Oktober 2006)."Beschneidungen in der Türkei: Schnitt im Schritt", Spiegel.
  13. a b c REFweb (23. August 2005). MANNdat: Genitalverstümmelung bei Jungen und Männern.REFdocument MANNdat: Genitalverstümmelung bei Jungen und Männern PDF. (23. August 2005). (Anmerkungen zu einem Tabuthema)
  14. a b c REFweb Häufig gestellte Fragen zur Neugeborenenbeschneidung.
  15. REFweb Phimose - Krankheit oder "Lizenz zum Gelddrucken"?.
  16. REFweb Konservative Behandlung von Phimose: Alternativen zu radikaler Beschneidung, CIRP.
  17. REFjournal Phimosebehandlung mit betamethasonhaltiger Salbe PDF (Archiv-URL). MedReview. 2004; (12): 10.
  18. REFweb Zitat des International Journal of Urology, Band 10, Nummer 12, Dezember 2003, S. 651-656 (englisch).
  19. REFweb Intaktiv Online: Situation in Deutschland.
  20. REFweb LuMriX.net: Zirkumzision.
  21. REFnews "Male Circumcision Overstated As Prevention Tool Against AIDS".
  22. REFweb Circumcision does not shield men from STD.
  23. REFweb (10. Juli 2007). MANNdat: Beschneidung von Männern als Aids-Vorsorge?.
  24. REFweb Prof. Dr. med. Boris Zernikow, Lehrstuhlinhaber und Chefarzt des Stiftungs­lehrstuhls für Kinder­schmerz­therapie und Pädiatrische Palliativmedizin.
  25. REFjournal USA: Kinderärzte befürworten Beschneidung 29. August 2012;
  26. a b REFweb Dispatch Online.
  27. REFnews "Bei Beschneidungen in Südafrika kamen 33 Jungen ums Leben".
  28. REFnews "Tote und verletzte Jungen durch Beschneidungen".
  29. REFnews "Botched circumcisions leave 31 dead in S.Africa".
  30. REFweb (2005). Children's Act.
  31. REFnews (1. Juli 2009)."Boy dies from circumcision related complications", The Herald Online. (broken link)
  32. Hijra[WP] in Indien
  33. REFjournal Stehr M, Putzke H, Dietz HG. Zirkumzision bei nicht einwilligungsfähigen Jungen. Strafrechtliche Konsequenzen auch bei religiöser Begründung. Deutsches Ärzteblatt. 25. August 2008; 105(34-35): A1778ff. (Wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht, sollte der Eingriff vom Arzt abgelehnt werden.)
  34. {{REFnews |url=http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/grauzone-vorhaut/ |title=Streit wegen Beschneidung: Grauzone Vorhaut], TAZ am 31. Oktober 2008
  35. REFweb Putzke, Holm. Die strafrechtliche Relevanz der Beschneidung von Knaben. Zugleich ein Beitrag über die Grenzen der Einwilligung in Fällen der Personensorge.
  36. REFnews Rabinovici, Doron (11. Juli 2012)."Kritik an ritueller Beschneidung. Im Hintergrund schwelen Kastrationsängste", Süddeutsche Zeitung.
  37. REFnews Brumlik, Micha (2. Juli 2012)."Beschneidung: "Judentum und Islam hier nicht erwünscht"", Frankfurter Rundschau.
  38. REFnews (15. Februar 2009)."Genitalverstümmelung: Rache der Beschneiderinnen", Spiegel.
  39. REFnews (24. November 2006)."Wird die Genitalverstümmelung je aufhören? In Kairo beschliessen islamische Gelehrte ein Verbot", NZZ.
  40. REFnews (4. Dezember 2006).""In schönstem Ebenmaß"", Spiegel.
  41. REFnews (10. Juli 2012)."Mein Sohn freut sich auf seine Beschneidung. Weil ein deutsches Gericht das Ritual verbietet, reist diese Mutter mit ihrem Jungen in die Türkei", BILD.
  42. REFweb (15. Juli 2012). Beschneidung bereitet der CSU Bauchschmerzen, Nordbayern.de.
  43. REFnews (9. Juli 2012)."Beschneidungs-Debatte: Das ist keine Straftat", Frankfurter Rundschau.
  44. REFweb (21. Juli 2012). Beschneidungsgegner in der Regierung mussten Plenum verlassen, FemokratieBlog.
  45. Marlene Rupprecht und ihr Kampf gegen die Beschneidung, Politik im Radio (WDR) am 20. Juli 2012 um 12:50 Uhr (mp3)
  46. REFnews (20. Juli 2012)."Gegner der Beschneidung von Jungen reichen Petition ein", WELT Online.
  47. REFweb (18. Juli 2012). Berufsverband Kinder- und Jugendärzte zum Gerichtsurteil rituelle Beschneidungen, Kinderdoc.
  48. REFweb (11. Juli 2013). Kinder- und Jugendärzte: Gesetzgeber behandelt Mädchen und Jungen ungleich, Pressemeldung des BVKJ.
  49. REFweb (27. Juni 2012). Schnippel, Kinderdoc.
  50. REFweb Dollars und Antifaltencreme aus Babyvorhaut.
  51. REFnews Zastrow, Volker (21. Juli 2012)."Beschneidungsdebatte: Nötiger Schmerz", FAZ.
  52. REFweb Schwarzer, Alice (2. Juli 2021). Soll die Beschneidung verboten werden?.