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|Text=Liebe Interessierte des Weltweiten Tags der Genitalen Selbstbestimmung. Heute möchte ich nochmal über Sprache reden. Sprache verrät sehr viel. Gerade auch unbewusst. Und ich möchte einfach solche Begriffe wie "ein Stück Haut" oder "ein Fetzen Haut" gar, das möchte ich einfach nicht mehr lesen müssen. Das ist menschenunwürdig, so über menschliche Genitalien zu sprechen. Waren wir da nicht eigentlich schon einmal weiter?
Es gibt allerdings auch noch Steigerungen. Zum Beispiel in der ZEIT hat der leitende Redakteur Patrik Schwarz im Januar 2019 geschrieben, durch eine Vorhautentfernung sei der - jetzt zitiere ich: "normale Gebrauch des Penis nicht beeinträchtigt". So weit sind wir inzwischen gekommen! Es wird einem aus der ZEIT vorgeschrieben, was der "normale Gebrauch" eines Penis sein soll. Welche Maßstäbe gelten da eigentlich? Vielleicht die dieses Herrn und der Menschen, die ihn unterstützen? Aber was geht diesen Menschen mein Penis an? Oder der Penis anderer Millionen Menschen? Das sind reaktionäre Denken, denen wir ganz klar die "Rote Karte" zeigen müssen.
Und im Endeffekt ist für mich da auch ganz klar der Bogen geschlagen zur "Demo für alle" [Anti-LGTTIBQ*-Aktion]. Ja, die wollen uns ja jetzt auch vorschreiben, mit wem wir Sex haben und zu welchem Zweck. Und wir sagen, dazu gehört auch MIT WAS man Sex hat. Auch das soll einem jetzt wieder genormt vorgeschrieben werden? Nein. Der Weltweite Tag der Genitalen Selbstbestimmung sagt dazu: NEIN!
''Private parts are private parts!'' Niemand hat darüber zu bestimmen, was ich mit meinen Genitalien tue, und mit wem ich es mache - natürlich im gegenseitigen Einverständnis. Sowas geht einfach nicht! Bitte widersprecht dem! Wir leben in einer Meinungsfreiheit. Jeder kann auch den größten Mist auf der Welt schreiben. Juristen werden mir widersprechen und sagen, auch das hat Grenzen, aber das ist nicht meine Baustelle. Im Prinzip darf jeder sagen, was er will. Aber man muss Widerspruch ernten, man muss ganz starken Widerspruch ernten, wenn diese Ebenen erreicht werden, nur weil man unbedingt Genitalverstümmelung an Jungen, koste es, was es wolle, weiter irgendwie verteidigen will.
Dem möchte ich jetzt aber mal etwas Positives entgegensetzen. Und zwar - das ist schon ein paar Jahre alt - aus der Stellungnahme des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte zur Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages am 26.11.2012. Da stehen zwei Sätze, die ich sehr, sehr bemerkenswert finde:
* "Auch Eltern können hier ihre Einwilligung nicht stellvertretend für das Kind geben, da der Eingriff medizinisch nicht notwendig ist und die Eltern" - jetzt kommt's: - "überhaupt nicht beurteilen können, welche Ansprüche an die Intaktheit seiner Körperoberfläche und seine sexuelle Erfüllung der Junge später hat oder nicht. Eigene Ansprüche können hier kein Maßstab sein."
Genau! Meine eigenen Ansprüche sind MEINE! Aber die möchte ich auch frei für mich stellen können. Und nicht nur in dem Maß, was mir, wenn ich erwachsen werde, noch von meinen Genitalien zur Verfügung steht, wenn das andere bestimmt haben, wenn sie ihre Maßstäbe auf mich angesetzt haben. Und ich finde diesen Satz so bemerkenswert, weil er etwas ausdrückt, das wirklich signifikant für den Weltweiten Tag der Genitalen Selbstbestimmung steht, nämlich: Respekt.
Es steht mir nicht zu, die Hand anzulegen an [das] Genital eines Kindes. Denn jeder Mensch hat das Recht, sich voll zu entfalten, das eigene Potenzial uneingeschränkt zu entdecken, was die Natur diesem Menschen mitgegeben hat. Ist das nicht eigentlich etwas sehr Schönes? Deswegen gefällt mir der Satz so, weil er sagt: Stopp! Da ist eine Distanz. Das steht uns nicht zu. Vielleicht hilft das manchen, die dieses Thema schwierig finden. Es hat eigentlich etwas mit Loslassen zu tun. Einfach zuzulassen, dass jeder Mensch verschieden sein darf und dass uns das reich macht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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|Quelle=[[WWDOGA]] 2020
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|title=WWDOGA 2020 - Victor Schiering (2)
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