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Jungenbeschneidung - Mehr als nur ein kleiner Schnitt

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'''{{FULLPAGENAME}}''' ist der Titel einer arte-Dokumentation von Insa Onken, die am 23.07.2022 das erste Mal ausgestrahlt wurde. Die etwa 52 Minuten lange Dokumentation geht der Frage nach: "Wie sinnvoll ist Jungenbeschneidung wirklich?" Dabei verbindet sie u.a. Aufnahmen und Interviews aus Kenia und vom [[Worldwide Day of Genital Autonomy|Weltweiten Tag der Genitalen Selbstbestimmung]] 2017 in Köln. Der [[WWDOGA]] stand 2017 unter dem Motto: "Afrikaner leisten Widerstand gegen Beschneidungsprogramme".<ref>{{REFweb
|url=https://genitale-selbstbestimmung.de/bisherige-wwdogas/weltweiter-tag-der-genitalen-selbstbestimmung-2017/
|title=Weltweiter Tag der Genitalen Selbstbestimmung 2017
|accessdate=2022-07-24
}}</ref>

== Filmbeschreibung des Senders ==
Die Entfernung der [[Vorhaut]] ist die am häufigsten durchgeführte Operation an Jungen weltweit – aus religiösen, kulturellen oder medizinischen Gründen. Doch immer mehr Ärztinnen und Ärzte sagen, dass der Schaden größer sei als der gesundheitliche Nutzen und dass viel zu häufig ohne medizinische Notwendigkeit operiert werde.

Betroffene, die unter ihrer Beschneidung leiden, wagen zunehmend den Schritt an die Öffentlichkeit. Sie fordern, dass Jungen vor medizinisch nicht notwendigen Beschneidungen geschützt werden und so ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit gewahrt wird. So wie Florian. Der 22-Jährige ist sich sicher, dass seine Beschneidung als Kind medizinisch nicht nötig war. Über alternative Möglichkeiten wurden seine Eltern damals vom behandelnden Arzt nicht aufgeklärt. Jetzt will Florian vor Gericht klären, ob der Arzt falsch gehandelt hat.

Trotz zunehmender Kritik ist die Meinung, dass eine Beschneidung viele Vorteile bringe, noch immer weit verbreitet. In Afrika empfahl die [[WHO]] die Beschneidung im Kampf gegen [[HIV|Aids]]. Infolgedessen wurden Millionen Säuglinge und Jungen präventiv beschnitten. Doch viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezweifeln, dass dadurch das Risiko einer Ansteckung mit [[HIV]] tatsächlich verringert werden kann. Nach zunehmender Kritik stoppte die [[WHO]] 2020 das Beschneidungsprogramm, doch die Auswirkungen der Kampagne sind noch heute deutlich zu spüren.

Die Dokumentation geht der Frage nach, wann eine Beschneidung medizinisch tatsächlich sinnvoll ist, und stellt die Ethik dieser jahrtausendealten Praktik kritisch in Frage.

== Ablauf ==
* 00:00: Ein Teaser stellt Schlüsselszenen der Dokumentation vor.
* 01:45: Leitfaden der Dokumentation: Florian, 22, aus Deutschland, wurde mit 5 Jahren beschnitten. Begründung: [[Phimose]]. Wurde er unnötig beschnitten?
* 03:11: Prof. Dr. [[Maximilian Stehr]], Kinderchirurg, zeigt eine [[Beschneidung]] und stellt klar, dass dies keine Lappalie und in den allermeisten Fällen unnötig ist.
* 07:30: Eine Studie des Robert-Koch-Instituts hat ermittelt, dass in Deutschland ca. 10,9 % aller Männer beschnitten sind. [[Maximilian Stehr]] geht davon aus, dass nur 1 % aller Fälle medizinisch indiziert ist.
* 08:36: Die Geschichte der [[Beschneidung]] wird kurz zusammengefasst.
* 10:10 - Die [[WHO]] empfiehlt "[[Voluntary Medical Male Circumcision|Freiwillige medizinische männliche Beschneidung]]" in Afrika als Präventionsmaßnahme gegen [[HIV|HIV/AIDS]]. Es wird gezeigt, mit welchen Werbekampagnen die [[WHO]] versuchte, ihr [[Voluntary Medical Male Circumcision|Ziel von 2007]] umzusetzen, bis 2021 mindestens 27 Millionen Männer in den am meisten von AIDS betroffenen afrikanischen Staaten zu beschneiden.
* 11:08: Die Ärztin Dr. [[Jutta Reisinger]] von [[Aktion Regen]] kämpft seit vielen Jahren gegen [[FGM]]. Jetzt setzt sie sich auch gegen [[MGM]] ein.
* 12:47: Zwei kenianische Jungen schildern, wie sie überredet wurden, beschnitten zu werden.
* 14:12: Der kenianische Philosoph und Pädagoge Dr. Atieno Kili K'Odhiambo spricht sich klar gegen medizinisch unbegründete Knabenbeschneidung aus.
* 15:34: Der französische Gesundheitsdemograph Prof. [[Michel Garenne]] erklärt, warum der Vorbeugungsschutz durch [[VMMC]] gegen [[HIV|HIV/AIDS]] genau 0,0&nbsp;% ist.
* 18:13: Der Regionalleiter [[VMMC]] Kenia, Otieno Kohn Anyango, schildert voll Stolz, wie einfach es war, Jungen im Alter von 0 bis 14 Jahren zu beschneiden. Gerade die 10- bis 14-jährigen Jungen seien leicht zu erreichen gewesen.
* 19:05: Die Organisation [[Intact Kenya]] wird vorgestellt. Sie will über die Risiken der [[Beschneidung]] aufklären.
* 19:55: Der Lehrer Godfrey Ouma erklärt, warum es so einfach ist, in Kenia Eltern dazu zu bringen, Beschneidungsformulare auszufüllen, ohne sie ausreichend über die Operation und ihre Folgen aufzuklären.
* 21:10: [[Kennedy Owino Odhiambo]], der Director von [[Intact Kenya]], beschreibt, dass sie diese fehlende Aufklärungsarbeit übernommen haben.
* 21:58: 2020 reagierte die [[WHO]] auf die Kritik am [[VMMC]] und empfiehlt seither wieder, dass erst Jugendliche ab 15 Jahren beschnitten werden. Es bleibt fraglich, ob sich alle vor Ort daran halten.
* 22:15: Zurück zu Florian: Mit dem Urologen Dr. [[Thomas Kreutzig-Langenfeld]] bespricht er seinen Fall. Er bestätigt Florians Vermutung, dass er unnötig beschnitten wurde.
* 26:38: Der weltweite [[Intaktivismus]] wird am Beispiel des jährlich stattfindenden [[WWDOGA|Worldwide Day of Genital Autonomy]] in Köln dargestellt.
* 27:07: [[Victor Schiering]] und sein Verein [[MOGiS e.V.]] werden vorgestellt. Sie fordern gleichen Schutz vor Genitalverstümmelung für Jungen und Mädchen.
* 28:16: Für [[Seyran Ateş]], Rechtsanwältin und liberale Imamin aus Berlin, steht das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit an oberster Stelle.
* 29:17: Die Bloggerin [[Funda Celik]], Mutter zweier Söhne, schildert, wie sie es schaffte, den Vater ihrer Söhne zu überzeugen, dass die Beschneidung auf für Muslime nicht nötig ist.
* 30:30: Sie interviewt den Betroffenen [[Tayfun Aksoy]], der ihr schildert, wie er gegen seinen ausdrücklichen Willen unter einem anderen Vorwand im Krankenhaus beschnitten wurde.
* 32:15: Der Film streift kurz die jüdische Beschneidung [[Brit Mila]], die üblicherweise am 8. Tag nach der Geburt eines Jungen durchgeführt wird.
* 32:34: Dann stellt er ein unblutiges jüdisches Alternativritual, die [[Brit Shalom]] vor.
* 32:48: Die französische Organisation [[Brit Shalom l’Alliance sans Souffrance]] unterstützt [[Brit Shalom]] in Frankreich. Das jüdische Ehepaar Victor und Sarah wird vorgestellt, das seinen Sohn nicht hat beschneiden lassen.
* 35:15: Der israelische Rabbi Nardy Grün stellt in einem Video-Gespräch mit ihnen klar, dass in Israel das Thema [[Beschneidung]] noch immer ein Tabu sei und dass schätzungsweise erst 2 % aller jüdischer Jungen und Männer nicht beschnitten sind. Doch als liberaler Rabbi sieht er keine Verpflichtung dazu, seinen Körper zu "zeichnen", um den Bund mit Gott einzugehen.
* 37:47: Wieder zurück zu Florian. Der Film stellt eine Studie von Prof. [[Matthias Franz]] an der {{UNI|Uni Düsseldorf|HHU}} vor, die untersucht, welche psychischen Langzeitfolgen die frühkindliche Beschneidung haben könnten.
* 40:39: Zurück zu [[Jutta Reisinger]], die in Kenia eine junge Mutter besucht, deren kleiner Sohn nach einer aufgeblähten Vorhaut beim Wasserlassen beschnitten wurde, obwohl dies allein keine medizinische Indikation darstellt. Anschließend hatte der Junge einen sogenannten "vergrabenen Penis", der sich komplett in den Bauchraum zurückzog.
* 42:38: Dr. [[Jutta Reisinger|Reisinger]] sendet Befundfotos an Prof. [[Maximilian Stehr]], ...
* 43:44: ... der zu einer rekonstruierenden Nach-OP rät und es "verachtend" findet, wenn Ärzte an sich gesunde Kinder ohne medizinische Indikation operieren.
* 44:40: Die Mutter in Kenia hat kein Geld, um eine solche OP durchführen zu lassen.
* 44:57: Dr. [[Jutta Reisinger|Reisinger]] kann in einem Krankenhaus in Kenia bei einer Säuglingsbeschneidung zusehen und assistieren. Die Doku zeigt, dass der Junge trotz Gabe eines Schmerzlinderungsmittels stärkste [[Schmerz]]en empfindet und anschließend in [[Schock]]starre fällt.
* 46:06: Dr. [[Jutta Reisinger|Reisinger]] stellt fest, dass die Mutter aufgeklärt wurde, der [[Beschneidung]] zugestimmt hat, aber der Junge selbst nicht zustimmen konnte und dass die medizinische Indikation fraglich ist.
* 47:03: Zurück zu Florian. Er wird vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf gezeigt, wo seine Klage in 2. Instanz letzlich abgewiesen wird. Der beschneidende Arzt hätte alles richtig gemacht. "Der Kläger habe nicht beweisen können, dass die gestellte Diagnose nicht richtig gewesen sei. Auch seien keine Behandlungsfehler nachgewiesen und Aufklärungspflichten nicht verletzt worden." Dieses Urteil überrascht, da Florians Mutter nie über alternative Methoden aufgeklärt wurde.
* 49:14: Der Medizinrechtler Prof. [[Jörg Scheinfeld]], der den Prozess begleitete, stellt fest, dass kindliche Interessen vor Gericht oftmals noch anders bewertet werden als Interessen Erwachsener. Für Florian bleibt unverständlich, dass der Arzt ihn damals beschneiden durfte, obwohl er beschwerdefrei war.
* 50:13: Unter Federführung von Prof. [[Maximilian Stehr]] wurde 2021 eine neue Leitlinie zur Knabenbeschneidung<ref>{{REFweb
|url=https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/006-052.html
|title=Leitlinie: Phimose und Paraphimose bei Kindern und Jugendlichen
|date=2021-12-31
|accessdate=2022-07-24
}}</ref> veröffentlicht, die den Rahmen für medizinische Indikationen deutlich enger steckt.
* 50:48: [[Victor Schiering]] fordert eine offene Diskussion in der Gesellschaft zu diesem Thema.
* 51:48: Im Fazit stellt die Dokumentation fest, dass die medizinisch nicht indizierte Beschneidung "das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung" verletzt.

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|url=https://www.arte.tv/de/videos/089058-000-A/jungenbeschneidung/
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[[Kategorie:Film]]
[[Kategorie:Film über Beschneidung und Intaktivismus]]
[[Kategorie:Islam]]
[[Kategorie:Judentum]]

[[Kategorie:Deutschland]]
[[Kategorie:Frankreich]]
[[Kategorie:Kenia]]

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