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Zirkumzision

3.472 Bytes hinzugefügt, 18:05, 30. Mär. 2015
Prophylaktische Gründe: Ergänzungen aus dem Original
* Durch den unumgänglichen Verlust von Empfindungsfähigkeit in Folge einer Beschneidung ist zudem die Versuchung gegeben, auf Kondome zu verzichten, um nicht noch mehr Empfindung einzubüßen.<ref>Hooykaas C, van der Velde FW, van der Linden MM. et al. The importance of ethnicity as a risk factor for STDs and sexual behaviour among heterosexuals. Genitourin Med 1991; 67(5): 378-83.</ref><ref>Michael RT, Wadsworth J, Feinleib J, et al. Private sexual behavior, public opinion, and public health policy related to sexually transmitted diseases: a US-British comparison. Am J Public Health 1998;88(5):749-54.</ref><ref>Laumann EO, Masi CM, Zuckerman EW. Circumcision in the United States: prevalence, prophylactic effects, and sexual practice. JAMA 1997;277:1052-7.</ref>
* Zwei Anfang 2007 veröffentlichte Studien<ref>Gray RH and colleagues. Male circumcision for HIV prevention in men in Rakai, Uganda: a randomised trial. Lancet. 2007:369;657-666.</ref><ref>Bailey RC and colleagues. Male circumcision for HIV prevention in men in Rakai, Uganda: a randomised trial. Lancet. 2007:369;643-656.</ref>, die die Wirksamkeit einer Beschneidung zur Vermeidung der Übertragung von HIV von infizierten Frauen auf heterosexuelle Männer in afrikanischen Hochrisikogebieten untersuchten, wurden mehrfach heftig kritisiert. Beide Studien wurden vorzeitig abgebrochen, was die Ergebnisse verzerrt. Die zum Zwecke der Studien beschnittenen Männer mussten während der Wundheilung einige Zeit auf Sex verzichten, was der unbeschnittenen Kontrollgruppe mehr relative Gelegenheit zu einer Ansteckung gab. Auch der Umstand, dass in den USA gleichzeitig die höchste Beschneidungsrate in der westlichen Welt und die höchste Infektionsrate mit HIV herrschen, lässt die Ergebnisse dieser Studien zweifelhaft erscheinen. Zahlreiche andere Studien kamen im übrigen zu dem Schluss, dass eine Beschneidung keinen signifikanten Unterschied beim HIV-Infektionsrisiko mit sich bringt.<ref>Grosskurth H, Mosha F, Todd J, et al. A community trial of the impact of improved sexually transmitted disease treatment on the HIV epidemic in rural Tanzania: 2. Baseline survey results. AIDS 1995;9(8):927-34.</ref><ref>Barongo LR, Borgdorff MW, Mosha FF, et al. The epidemiology of HIV-1 infection in urban areas, roadside settlements and rural villages in Mwanza Region, Tanzania. AIDS 1992;6(12):1521-8.</ref><ref>Changedia SM, Gilada IS. Role of male circumcision in HIV transmission insignificant in conjugal relationship (abstract no. ThPeC7420). Presented at the Fourteenth International AIDS Conference, Barcelona, Spain, July 7-12, 2002.</ref><ref>Connolly CA, Shishana O, Simbayi L, Colvin M. HIV and circumcision in South Africa (Abstract No. MoPeC3491). Presented at the 15th International AIDS Conference, Bangkok, Thailand, July 11-16, 2004.</ref><ref>Thomas AG, Bakhireva LN, Brodine SK, Shaffer RA. Prevalence of male circumcision and its association with HIV and sexually transmitted infections in a U.S. navy population (Abstract no. TuPeC4861). Presented at the 15th International AIDS Conference, Bangkok, Thailand, July 11-16, 2004.</ref>
* Harnwegsinfektionen (HTI): Eine HTI ist sehr wirkungsvoll mit eine Antibiotika-Therapie zu behandeln, dies wurde auch in Studien belegt<ref>McCracken G. Options in antimicrobial management of urinary tract infections in infants and children. Pediatr Infect Dis J 1989;8(8):552-55.</ref><ref>Larcombe J. Urinary tract infection in children. BMJ 1999;319:1173-5.</ref>. Eine schwedische Studie<ref>Mårild S, Jodal U. Incidence rate of first-time symptomatic urinary tract infection in children under 6 years of age. Acta Paediatr 1998;87(5):549-52.</ref> stellte fest, dass in den ersten sechs Lebensjahren die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen bei Jungen 1,8 %, bei Mädchen hingegen 6,6 % beträgt. Harnwegsinfektionen nach dem ersten Lebensjahr sind bei Jungen selten. Mueller et al. <ref>Mueller ER, Steinhardt, G., Naseer S. The incidence of genitourinary abnormalities in circumcised and uncircumcised boys presenting with an initial urinary tract infection by 6 months of age. Pediatrics 1997;100 (Supplement): 580.</ref> stellten keinen Unterschied in der Häufigkeit von HTI bei beschnittenen und unbeschnittenen Jungen mit normaler Harntraktanatomie fest.
* Andere Studienergebnisse legen nahe, dass die Zirkumzision das ohnehin geringe Grundrisiko für Harntraktinfektionen eher erhöht denn verringert: So zeigten mehrere Studien aus Israel einen deutlichen Zusammenhang zwischen ritueller Beschneidung am 8. Tag und sofortiger Harntraktinfektion nach der Operation.<ref>Menahem S. Complications arising from ritual circumcision: pathogenesis and possible prevention. Isr J Med Sci 1981;17(1):45-8.</ref><ref>Cohen HA, Drucker MM, Vainer S, et al. Postcircumcision urinary tract infection. Clin Pediatr 1992;31(6):322-4.</ref><ref>Goldman M, Barr J, Bistritzer T, Aladjem M. Urinary tract infection following ritual Jewish circumcision Isr J Med Sci 1996;32:1098-102.</ref>
* Man kann also abschließend feststellen, das sich eine Zirkumzision nicht als vorbeugende Maßnahme gegen Harnwegsinfektionen eignet.
* Penis- und Gebärmutterhalskrebs / HPV: Erste Untersuchungen zu diesen Krankheiten und ihrer vermeintlichen Vorbeugung mittels Zirkumzision stammen aus dem Jahre 1932, aus einer Zeit, als die Ursachen für diese Erkrankungen noch nicht vollständig bekannt waren <ref>Wolbarst A. Circumcision and penile cancer. Lancet 1932;1(5655):150-53.</ref>. Heute weiß man, dass der sexuell übertragbare humane Papillom-Virus (HPV) einen wesentlichen Risikofaktor darstellt<ref>McCance DJ, Kalache A, Ashdown K, et al. Human papillomavirus types 16 and 18 in carcinomas of the penis from Brazil. Int J Cancer 1986;37(1):55-9.</ref>, ebenso wie das Rauchen<ref>Harish K, Ravi R. The role of tobacco in penile carcinoma. Brit J Urol 1995;75(3):375-7.</ref>. Studien ergaben keinen nennenswerten Unterschied beim Peniskrebsrisiko zwischen beschnittenen und unbeschnittenen Männern. Um eine einzige Erkrankung mit Peniskrebs zu verhindern, müsste man statistisch gesehen zwischen 600 und 900 Beschneidungen durchführen<ref>American Academy of Family Physicians. Position Paper on Neonatal Circumcision. Leawood, Kansas, (February 14, 2002).</ref>. Auch der Einfluss einer Zirkumzision auf das Erkrankungsrisiko der Partnerin mit Gebärmutterhalskrebs wurde mehrfach widerlegt. Hier ist die HPV-Schutzimpfung eine wirksame Maßnahme.
 
Es bleibt festzustellen, dass eine Zirkumzision keine medizinisch belegten Vorteile bei der Gesundheitsvorsorge bietet.
== Die Zirkumzision im Detail: Stile, Techniken und Gerätschaften ==

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