Antisemitismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Juli 2021, 11:09 Uhr

Intaktivisten wird immer wieder mal pauschal Antisemitismus unterstellt, weil sie auch gegen MGM bei Jungen jüdischer Eltern sind. Diese Vorwürfe sind in aller Regel haltlos, schon weil das bewusste Ausklammern der Jungen jüdischer Eltern bei Rechtsfragen eine gruppenbezogene Sonderbehandlung wäre, die, der Logik folgend, wiederum als Antisemitismus gewertet werden müsste. Würden Intaktivisten alle Kinder vor medizinisch nicht indizierter Genitalverstümmelung schützen, aber dabei die Kinder jüdischer Eltern auslassen, dann könnte man ihnen Antisemitismus vorwerfen.

Eine einheitliche, allgemeinverbindliche Definition von Antisemitismus existiert lt. Prof. Dr. Werner Bergmann nicht. Es gibt verschiedene Versuche einer Definition. In einem Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung vom 27. November 2006[1] stellte er den aktuellen Stand der Definitionen sehr anschaulich dar.

Ablehnung der Beschneidung bei Kindern ist nicht antisemitisch

Gegen Beschneidung zu sein, hat nichts mit Antisemitismus zu tun, der definiert ist als gegen Juden zu sein oder zu handeln, weil sie Juden sind, nicht weil sie dies oder das tun. Gegen Beschneidung zu sein, ist gegen eine Handlung zu sein, nämlich gegen die medizinisch unnötige Amputation gesunden Gewebes von den Genitalien nicht zustimmungsfähiger Kinder, völlig unabhängig von den Glaubenseinstellungen der Eltern.

Laut einem von der Danish Mosaic Religious Society veröffentlichten Weißbuch wird kein Jude einem unbeschnittenen Jungen das Recht auf Mitgliedschaft in der jüdischen Gesellschaft verweigern:

Sie werden als Jude geboren, wenn Sie als Sohn einer jüdischen Mutter geboren wurden. Grundsätzlich gibt es kein jüdisches Dogma, was unter anderem bedeutet, dass man einen Juden nicht seiner Identität als Jude "berauben" kann. Es gibt Juden, die sich in keiner Form an jüdische Regeln halten, und andere, die sich unter diese Regeln gestellt haben und sich nur an die Regeln halten, die sie wollen. Dies gilt auch für die Beschneidung. Man könnte es so sagen: Für die meisten Juden ist es entscheidend, beschnitten zu werden, aber es ist nicht wesentlich, beschnitten zu sein, um Jude zu sein.
Danish Mosaic Religious Society (White Paper: om rituel omskærelse af drenge, S. 14)[2]

Wenn diese Aussage wahr ist und wir keinen Grund haben, daran zu zweifeln, können jüdische Jungen, für die es wichtig ist, beschnitten zu werden, in höherem Alter beschnitten werden, und sie werden weiterhin gültige Mitglieder der jüdischen Gemeinde sein.

Außerdem: 2007 ermittelte die WHO, dass 30 % der männlichen Weltbevölkerung beschnitten seien. Diese 30 % teilten sich so auf:

  • 69 % Muslime
  • 0.8 % Juden
  • 13 % Nordamerikaner
  • 17.2 % Andere

Nach diesen Zahlen machen männliche Juden, die beschnitten sind, höchstens 0,8 % der beschnittenen Männer in aller Welt aus (d.h., acht von tausend).[3] Es ist daher völlig fehlerhaft zu behaupten, dass die Ablehnung der Beschneidung Ausdruck von Antisemitismus oder Neonazismus sei.

Die Ablehnung der nichtmedizinischen Beschneidung von Minderjährigen als Elternrecht richtet sich gegen die Tat unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit der Eltern, und nicht nur gegen die höchstens 0,8 % jüdische Beschneidungen.

Antisemitismus-Widerspruch

Konzeptioneller Antisemitismus im Judentum

Die Website zwangsbeschneidung.de sieht einen "durch die Beschneidung erzeugten Antisemitismus-Widerspruch in der jüdischen Religion":

Was ist Antisemitismus? Antisemitismus ist auf jeden Fall die Menschenrechtsverletzung an einem Juden, weil er Jude ist. Die Beschneidung des männlichen Kindes ist eine Menschenrechtsverletzung. Die jüdische Beschneidung erfolgt, weil das Kind Jude ist. Die jüdische Beschneidung ist daher ein antisemitischer Akt.

Daraus folgt: Wenn die Beschneidung das Fundament der jüdischen Religion wäre, wäre das Fundament der jüdischen Religion ein antisemitischer Akt.

§ 1631d BGB wurde erschaffen, um die jüdische Beschneidung zu ermöglichen. § 1631d BGB ist daher Antisemitismus per Gesetz. Antisemitismus per Gesetz ist faschistische Gesetzgebung.
N.N. (zwangsbeschneidung.de)[4]

Antisemitismus bei (deutschen) Politikern

Der Antisemitismus-Widerspruch kann aber nicht nur in der Religion selbst, sondern auch im Handeln vor allem deutscher Politiker gefunden werden. Wenn diese z.B. aus Angst vor einem - hier sachlich völlig falschen - Antisemitismusvorwurf Kindern jüdischer Eltern die eigenen Menschen- und Grundrechte absprechen, obwohl sie grundsätzlich gegen Genitalverstümmelung sind, ist dieses Verhalten selbst antisemitisch, weil eben von solchen Politikern Kinder jüdischer Eltern nicht als schützenswert angesehen werden (meist offensichtlich aufgrund der Angst vor der Antisemitismuskeule). Oftmals wird diese Einstellung damit begründet, dass Deutsche aufgrund ihrer Vergangenheit kein Recht hätten, über jüdische Kultur und Tradition zu richten, was die antisemitische Ausgrenzung von Kindern jüdischer Eltern aus dem allumfassenden Menschenrechtsverständnis nochmals verstärkt und solche Äußerungen noch verschlimmert. Zudem wird medizinisch nicht indizierte Genitalverstümmelung bei Kindern hier als "Kultur" und "Tradition" verharmlost und gerechtfertigt, was zudem Doppelmoral belegt, da kein deutscher Politiker bekannt ist, der auch FGM so bezeichnen würde.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise