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Argumente für Beschneidung

Keine Änderung der Größe, 10:40, 31. Mär. 2017
Sortierung geändert - religiöse Beschneidungen sind auch statistisch nicht so ausschlaggebend
Beschneidungsbefürworter haben viele Argumente, warum die medizinisch nicht indizierte [[Zirkumzision|Beschneidung]] sinnvoll sein soll. Diese Seite versucht, eine möglichst vollständige Liste und ein Ranking der Pro-Argumente aufzustellen. Alle hier aufgeführten Argumente sind widerlegbar und widerlegt, einschließlich der religiösen Argumente.
 
== Religiöse Argumente ==
=== Jüdische Religion ===
* '''"Die Beschneidung wird von Gott gefordert."'''
*: Dieses Argument wird von jüdischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf einen Bibeltext, in dem Gott dem israelischen Urvater Abraham befahl, alle männlichen Nachkommen sollten beschnitten werden. Doch tatsächlich ist sie keine religionsstiftende, sondern eine religionsbestätigende, rituelle Handlung, die deshalb durchaus auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann.
 
* '''"Erst die Beschneidung macht einen Jungen zum Juden."'''
*: Widerlegung: In der jüdisch-religiösen Kultur ist ein Junge automatisch Jude, wenn er von einer jüdischen Mutter geboren wurde.
 
* '''"Es gibt keine innerjüdische Debatte über die Beschneidung."'''
*: Die vielen im Internetzeitalter gegründeten [[Intaktivisten|jüdischen Bewegungen]] gegen die rituelle [[Beschneidung]] und auch die Suche nach [[Brit Shalom|alternativen Ritualen]] zeigen sehr deutlich, dass eine innerjüdische Debatte sehr wohl existiert.
*: Aber auch schon früher wurde das Ritual immer wieder auch in innerjüdischen Debatten infragegestellt. Hierzu schreibt [[Walter Otte]] im [[HPD]]: "Die Verknüpfung von Medizin und Religion verweist auf die große jahrzehntedauernde innerjüdische Debatte des 19. Jahrhunderts, in der vor allem jüdische Ärzte Einwändungen gegen die Knabenbeschneidung vorgebracht haben. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren es jüdische Reformgruppen, jüdische Ärzte und Rabbiner, die in heftige Diskussionen eintraten, in denen es um religiöse aber auch um gesundheitliche Aspekte der Vorhautbeschneidung bei Knaben ging. In den Debatten jüdischer Ärzte und Reformrabbiner (die bis zur Forderung der Abschaffung der [[FGM|Knabenbeschneidung]] gingen) bezeichnete der Spitalarzt [[Gidion Brecher]] den Vorgang als eine „blutige Operation“. Der Dessauer Arzt [[Adolf Arnhold]] legte umfangreich argumentierend dar, warum die Beschneidung als „verbindliches Ritual der Juden“ überholt sei. Er ging von religiösen Überlegungen aus, bezeichnete die biblischen Beschneidungsanordnungen als lediglich für die „unbefangenen Gläubigen“ von Bedeutung und kam zum Ergebnis, dass der materielle Akt der Beschneidung zur „überflüssigen und nutzlosen Schale des geistig entblößten Kerns“ geworden sei. [[Philipp Wolferts]] aus Lemförde und der Hamburger Arzt [[Moritz Gustav Salomon]] traten mit medizinischen Argumenten hervor, wobei Salomon zum Ergebnis, kam, dass die Beschneidung im 19. Jahrhundert überhaupt keine religiöse sondern lediglich eine politische Bedeutung habe."<ref>http://hpd.de/node/14033?nopaging=1</ref>
 
=== Islamische Religion ===
* '''"Die Beschneidung wird vom Propheten Mohammed empfohlen."'''
*: Dieses Argument wird von muslimischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf eine Hadithe eines Weggefährten des Propheten, in der die männliche Beschneidung gefordert wird. Denn im Koran wird [[Beschneidung]] weder erwähnt noch gefordert. Obwohl Ibrahim (Abraham) selbst im Koran immerhin 67 mal erwähnt wird, wird seine [[Beschneidung]] dort nicht erwähnt. Stattdessen finden sich viele Stellen im Koran, die beschreiben, dass Allah den Menschen "in bester Form" <ref>(Koran 95:4)</ref>, "vollendet" <ref>(Koran 27:88)</ref> und "vollkommen" <ref>(Koran 32:7)</ref> erschaffen habe, der "eure Gestalten vollkommen gemacht hat" <ref>(Koran 40:64)</ref>. "Keinen Fehler kannst du in der Schöpfung des Gnadenreichen sehen."<ref>(Koran 67:3)</ref> Die [[Beschneidung]] müsste demnach an sich schon eine Beleidigung Allahs sein.<ref>http://www.quranicpath.com/misconceptions/circumcision.html</ref>
*: Die Empfehlung zur Beschneidung geht zurück auf [[Abū Huraira]], der berichtete, dass der Prophet gesagt haben solle: ''"Zur Fitra (bei Erschaffung des Menschen) gehören fünf Dinge: Die [[Beschneidung]], das Abrasieren der Schamhaare, das Kurzschneiden des Schnurrbarts, das Schneiden der (Finger- und Fuß-) Nägel und das Auszupfen der Achselhaare."'' <ref>[BUCHARI:1216]</ref>
*: Da es sich hier um fünf Körperbehandlungen handelt, die im weitesten Sinne mit Hygiene zu tun haben, kann man im zeitlichen und räumlichen Kontext des Islam im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung noch nachvollziehen, dass dort die Beschneidung miterwähnt wurde. Doch heutzutage ist eine Beschneidung aus hygienischen Gründen unnötig. Hygiene kann zudem kein religiöses Argument sein.
 
== Verharmlosende Argumente ==
* '''"Ich hab noch nie gehört, dass sich jemand über seine [[Zirkumzision|Beschneidung]] beschwert hat."'''
*: Es ist sehr gut möglich, dass Männer überhaupt nicht über ihre sexuellen oder sonstigen (genitalen) Probleme mit anderen reden. Es gibt viele persönliche Geschichten von Männern, die sich beschwert haben und nach wie vor beschweren. Es gibt eine Organisation namens [[Men Do Complain]] ''(Männer beschweren sich doch)''; es gibt Bücher mit [[Erfahrungsberichte]]n vieler Männer, die sich beschweren. Ob Männer sich beschweren, ist allerdings nicht die Frage. Sondern, ob die Beschneidung von Kindern ein unzulässiger Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt. Das wird durchgehend von Juristen bejaht. Die Frage nach Opfern stellt sich hier ebenfalls nicht, weil die Beschneidung von Kindern grundsätzlich die Grundrechte des Kindes verletzt.
 
* '''"Die [[Zirkumzision|Beschneidung]] ist vergleichbar mit dem Abziehen eines Pflasters."'''
*: Alle veröffentlichten [[It´s A Boy!|Beschneidungsvideos]] zeigen, dass die Personen, die ohne ausreichende anästhetische Behandlung (Betäubung oder Narkose) beschnitten werden, immense Schmerzen erleiden. Säuglinge fallen bei unbetäubter Beschneidung regelmäßig in Schockstarre als Reaktion auf den Schmerz. Dieser Schockzustand wird oft fehlinterpretiert und die Eltern glauben, dass das Baby einfach durchgeschlafen hätte.
*: Tatsächlich wird bei einigen traditionellen rituellen Formen der [[Beschneidung]] nicht nur die äußere Vorhaut auf- oder abgeschnitten, sondern vielmehr auch noch die (innere) Vorhaut abgerissen. Der Vergleich mit dem Abziehen eines Pflasters ist sicher nur aus der Sicht desjenigen statthaft, der das Pflaster oder die Vorhaut abreißt, nicht aber aus der Sicht des Kindes, das die Schmerzen erleidet. Es ist zumindest kein Fall bekannt, in dem ein [[Mohel]] nach der [[Beschneidung]] eines Säuglings in Schockstarre gefallen wäre, während das bei den nur wenige Tage alten Jungen regelmäßig so ist. Dieser Vergleich ist daher mehr als zynisch.
*: Die [[Vorhaut]] ist bei Babies zunächst mit der [[Glans penis|Eichel]] verbunden und dient so dazu, diese vor allem Möglichen zu schützen. Man kann den Zustand der physiologischen Verbindung zwischen innerer [[Vorhaut]] und [[Glans penis|Eichel]] gut damit vergleichen, wie Fingernägel mit dem darunterliegenden Gewebe verbunden sind.
 
* '''"Babys spüren noch keine Schmerzen, daher sollte frühzeitig beschnitten werden."'''
*: Diese Behauptung ist völlig veraltet und in zig Studien widerlegt. Die Diskussion ist hier auch durchaus schizophren. Es wird heftig darüber diskutiert, ob Embryos, die abgetrieben werden sollen, vorher betäubt werden sollen. Aber geborene Säuglinge kann man problemlos einen Körperteil ohne Betäubung abschneiden, weil Säuglinge keine Schmerzen verspüren. Die Forschungslage sieht hier allerdings ganz anders aus: Als Säuglinge beschnittene Jungen weisen selbst Jahre nach der Beschneidung noch stärkere Reaktionen auf Schmerzen (z.b. bei Impfungen) auf als intakte.<ref>[http://english.alarabiya.net/en/life-style/healthy-living/2015/04/21/First-infant-MRI-study-finds-babies-feel-pain-like-adults-.html First infant MRI study finds babies feel pain ‘like adults’]</ref><ref>[http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(96)10316-0/abstract?cc=y Taddio et al: Effects of neonatal circumcision on pain response during subsequent routine vaccination]</ref>.
 
* '''"[[Zirkumzision|Beschneidung]] ist vergleichbar mit Ohrlochstechen oder Piercings."'''
*: Abgesehen davon, dass auch Ohrlöcher und Piercings eine Körperverletzung darstellen, entfernen Ohrlöcher und Piercings normalerweise keinerlei empfindsames Gewebe oder gar funktionale Körperteile. Auch können Ohrlöcher und Piercing-Löcher wieder zuwachsen. Daher ist dieser Vergleich völlig unhaltbar. Kinder sind keine Puppen, die man nach Belieben chirurgisch verändern kann. Der Körper gehört allein dem Kind, das allein entscheiden sollte, wann und wo dauerhafte Veränderungen an seinem Körper vorgenommen werden. Solange das Kind zu klein ist, um entsprechende Willensäußerungen zu tätigen, sollte man auf jegliche Körpermodifikation verzichten.
 
* '''"[[Zirkumzision|Beschneidung]] ist wie Fingernägel oder Haare schneiden."'''
*: Fingernägel und Haare wachsen von selbst nach. Dieser bagatellisierende Vergleich der [[Zirkumzision|Vorhautamputation]] mit normaler Körperhygiene ist unhaltbar.
 
* '''"Die Taufe eines Babys mit eiskaltem Wasser ist auch brutal und versetzt dem Kind einen Schock."'''
*: Dieses Argument ist nicht nur falsch, sondern regelrecht albern. Erstens wird üblicherweise heutzutage bei Säuglingstaufen angewärmtes Wasser für die Taufe verwendet, weil man eben das oft erst wenige Tage alte Kind nicht erschrecken will. Zweitens wird hier das tatsächlich behutsame Benetzen des Kopfes (oder nur der Stirn) eines Kleinkinds zynisch mit dem Abschneiden eines gesunden, wichtigen Körperteils von einem gesunden Baby-Körper ohne ausreichende Narkose verglichen. Und drittens gibt es kein Recht im Unrecht. Würde die Taufe mit Wasser gegen das Grundrecht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit in dem Maße wie die [[Beschneidung]] verstoßen, würde sich daraus trotzdem kein gleiches (Un)Recht auf [[Beschneidung]] ableiten lassen.
 
* '''"Er soll so aussehen wie sein Vater; man kann dem Kind nicht erklären, warum es 'da' anders aussieht."
*: Wohl eines der schlimmsten Argumente, denn wo zieht man hier die Grenze? Kann man dem Kind auch nicht erklären, warum der Vater im Rollstuhl sitzt und das Kind nicht, und muss man dann die Wirbelsäule durchtrennen? Der Vater ist blind oder hat Narben im Gesicht - soll das Kind auch hierin dem Vater gleichen? Natürlich nicht. Das Argument dient dem Schutz des väterlichen Seelenfriedens, nicht jedoch dem Kind, dass vor "Konflikten" geschützt werden muss.
 
* '''"Ich mag meine Penisse beschnitten."
*: Wird oft von Müttern geäußert, die sich nicht vorstellen können, wie ein intakter [[Penis]] aussieht oder funktioniert. Das Argument ist nicht nur gefährlich nahe an einem sexuellen Übergriff, sondern hat diese Grenze bereits überschritten. Jeder Mann, der sich über die Genitalien seiner Tochter so äußern würde, hätte große Probleme mit dem Jugendamt und würde sich Strafverfolgung aussetzen.
 
* '''"Man kann Jungen nicht beibringen, sich ''da'' zu waschen. Also wird er beschnitten."
*: Elterliches Erziehungsunvermögen sollte nicht auf dem Rücken der Jungen ausgetragen werden. Wenn Eltern sich nicht in der Lage fühlen, ihren Sohn zu ordentlicher Körperhygiene zu erziehen, sollte man an der Stelle vielleicht Hilfe von offiziellen Stellen in Anspruch nehmen, anstatt dem Sohn eine Operation aufzuzwingen, die keinerlei Begründung außer elterlicher Faulheit hat.
== Pseudo-medizinische Argumente ==
* '''"Beschnittene können länger."'''
*: Tatsächlich ''müssen'' viele Beschnittene länger, vor allem mit zunehmendem Alter, da die aufgrund der fehlenden Vorhaut freiliegende [[Glans penis|Eichel]] immer mehr verhornt und gefühllos wird.
 
== Verharmlosende Argumente ==
* '''"Ich hab noch nie gehört, dass sich jemand über seine [[Zirkumzision|Beschneidung]] beschwert hat."'''
*: Es ist sehr gut möglich, dass Männer überhaupt nicht über ihre sexuellen oder sonstigen (genitalen) Probleme mit anderen reden. Es gibt viele persönliche Geschichten von Männern, die sich beschwert haben und nach wie vor beschweren. Es gibt eine Organisation namens [[Men Do Complain]] ''(Männer beschweren sich doch)''; es gibt Bücher mit [[Erfahrungsberichte]]n vieler Männer, die sich beschweren. Ob Männer sich beschweren, ist allerdings nicht die Frage. Sondern, ob die Beschneidung von Kindern ein unzulässiger Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt. Das wird durchgehend von Juristen bejaht. Die Frage nach Opfern stellt sich hier ebenfalls nicht, weil die Beschneidung von Kindern grundsätzlich die Grundrechte des Kindes verletzt.
 
* '''"Die [[Zirkumzision|Beschneidung]] ist vergleichbar mit dem Abziehen eines Pflasters."'''
*: Alle veröffentlichten [[It´s A Boy!|Beschneidungsvideos]] zeigen, dass die Personen, die ohne ausreichende anästhetische Behandlung (Betäubung oder Narkose) beschnitten werden, immense Schmerzen erleiden. Säuglinge fallen bei unbetäubter Beschneidung regelmäßig in Schockstarre als Reaktion auf den Schmerz. Dieser Schockzustand wird oft fehlinterpretiert und die Eltern glauben, dass das Baby einfach durchgeschlafen hätte.
*: Tatsächlich wird bei einigen traditionellen rituellen Formen der [[Beschneidung]] nicht nur die äußere Vorhaut auf- oder abgeschnitten, sondern vielmehr auch noch die (innere) Vorhaut abgerissen. Der Vergleich mit dem Abziehen eines Pflasters ist sicher nur aus der Sicht desjenigen statthaft, der das Pflaster oder die Vorhaut abreißt, nicht aber aus der Sicht des Kindes, das die Schmerzen erleidet. Es ist zumindest kein Fall bekannt, in dem ein [[Mohel]] nach der [[Beschneidung]] eines Säuglings in Schockstarre gefallen wäre, während das bei den nur wenige Tage alten Jungen regelmäßig so ist. Dieser Vergleich ist daher mehr als zynisch.
*: Die [[Vorhaut]] ist bei Babies zunächst mit der [[Glans penis|Eichel]] verbunden und dient so dazu, diese vor allem Möglichen zu schützen. Man kann den Zustand der physiologischen Verbindung zwischen innerer [[Vorhaut]] und [[Glans penis|Eichel]] gut damit vergleichen, wie Fingernägel mit dem darunterliegenden Gewebe verbunden sind.
 
* '''"Babys spüren noch keine Schmerzen, daher sollte frühzeitig beschnitten werden."'''
*: Diese Behauptung ist völlig veraltet und in zig Studien widerlegt. Die Diskussion ist hier auch durchaus schizophren. Es wird heftig darüber diskutiert, ob Embryos, die abgetrieben werden sollen, vorher betäubt werden sollen. Aber geborene Säuglinge kann man problemlos einen Körperteil ohne Betäubung abschneiden, weil Säuglinge keine Schmerzen verspüren. Die Forschungslage sieht hier allerdings ganz anders aus: Als Säuglinge beschnittene Jungen weisen selbst Jahre nach der Beschneidung noch stärkere Reaktionen auf Schmerzen (z.b. bei Impfungen) auf als intakte.<ref>[http://english.alarabiya.net/en/life-style/healthy-living/2015/04/21/First-infant-MRI-study-finds-babies-feel-pain-like-adults-.html First infant MRI study finds babies feel pain ‘like adults’]</ref><ref>[http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(96)10316-0/abstract?cc=y Taddio et al: Effects of neonatal circumcision on pain response during subsequent routine vaccination]</ref>.
 
* '''"[[Zirkumzision|Beschneidung]] ist vergleichbar mit Ohrlochstechen oder Piercings."'''
*: Abgesehen davon, dass auch Ohrlöcher und Piercings eine Körperverletzung darstellen, entfernen Ohrlöcher und Piercings normalerweise keinerlei empfindsames Gewebe oder gar funktionale Körperteile. Auch können Ohrlöcher und Piercing-Löcher wieder zuwachsen. Daher ist dieser Vergleich völlig unhaltbar. Kinder sind keine Puppen, die man nach Belieben chirurgisch verändern kann. Der Körper gehört allein dem Kind, das allein entscheiden sollte, wann und wo dauerhafte Veränderungen an seinem Körper vorgenommen werden. Solange das Kind zu klein ist, um entsprechende Willensäußerungen zu tätigen, sollte man auf jegliche Körpermodifikation verzichten.
 
* '''"[[Zirkumzision|Beschneidung]] ist wie Fingernägel oder Haare schneiden."'''
*: Fingernägel und Haare wachsen von selbst nach. Dieser bagatellisierende Vergleich der [[Zirkumzision|Vorhautamputation]] mit normaler Körperhygiene ist unhaltbar.
 
* '''"Die Taufe eines Babys mit eiskaltem Wasser ist auch brutal und versetzt dem Kind einen Schock."'''
*: Dieses Argument ist nicht nur falsch, sondern regelrecht albern. Erstens wird üblicherweise heutzutage bei Säuglingstaufen angewärmtes Wasser für die Taufe verwendet, weil man eben das oft erst wenige Tage alte Kind nicht erschrecken will. Zweitens wird hier das tatsächlich behutsame Benetzen des Kopfes (oder nur der Stirn) eines Kleinkinds zynisch mit dem Abschneiden eines gesunden, wichtigen Körperteils von einem gesunden Baby-Körper ohne ausreichende Narkose verglichen. Und drittens gibt es kein Recht im Unrecht. Würde die Taufe mit Wasser gegen das Grundrecht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit in dem Maße wie die [[Beschneidung]] verstoßen, würde sich daraus trotzdem kein gleiches (Un)Recht auf [[Beschneidung]] ableiten lassen.
 
* '''"Er soll so aussehen wie sein Vater; man kann dem Kind nicht erklären, warum es 'da' anders aussieht."
*: Wohl eines der schlimmsten Argumente, denn wo zieht man hier die Grenze? Kann man dem Kind auch nicht erklären, warum der Vater im Rollstuhl sitzt und das Kind nicht, und muss man dann die Wirbelsäule durchtrennen? Der Vater ist blind oder hat Narben im Gesicht - soll das Kind auch hierin dem Vater gleichen? Natürlich nicht. Das Argument dient dem Schutz des väterlichen Seelenfriedens, nicht jedoch dem Kind, dass vor "Konflikten" geschützt werden muss.
 
* '''"Ich mag meine Penisse beschnitten."
*: Wird oft von Müttern geäußert, die sich nicht vorstellen können, wie ein intakter [[Penis]] aussieht oder funktioniert. Das Argument ist nicht nur gefährlich nahe an einem sexuellen Übergriff, sondern hat diese Grenze bereits überschritten. Jeder Mann, der sich über die Genitalien seiner Tochter so äußern würde, hätte große Probleme mit dem Jugendamt und würde sich Strafverfolgung aussetzen.
 
* '''"Man kann Jungen nicht beibringen, sich ''da'' zu waschen. Also wird er beschnitten."
*: Elterliches Erziehungsunvermögen sollte nicht auf dem Rücken der Jungen ausgetragen werden. Wenn Eltern sich nicht in der Lage fühlen, ihren Sohn zu ordentlicher Körperhygiene zu erziehen, sollte man an der Stelle vielleicht Hilfe von offiziellen Stellen in Anspruch nehmen, anstatt dem Sohn eine Operation aufzuzwingen, die keinerlei Begründung außer elterlicher Faulheit hat.
== Ausgrenzende Argumente ==
*: Schon jetzt sind Fälle aktenkundig, in denen Gerichte Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Kinder entzogen haben, wenn anzunehmen war, dass sie ein Kind im Ausland einer [[Beschneidung]] unterziehen wollten und das Gericht zum Wohle des Kindes entschied.<ref>https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Text=XII%20ZB%20166/03</ref>
*: Wer rechtlich Verbotenes trotzdem tun will, den schreckt erstmal auch kein Gesetz ab. Die Begründung, ein (strafbewehrtes) Verbot würde zum Ausweichen in die Illegalität führen, müsste konsequent dazu führen, dass sämtliche Strafgesetze abgeschafft werden könnten.
 
== Religiöse Argumente ==
=== Islamische Religion ===
* '''"Die Beschneidung wird vom Propheten Mohammed empfohlen."'''
*: Dieses Argument wird von muslimischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf eine Hadithe eines Weggefährten des Propheten, in der die männliche Beschneidung gefordert wird. Denn im Koran wird [[Beschneidung]] weder erwähnt noch gefordert. Obwohl Ibrahim (Abraham) selbst im Koran immerhin 67 mal erwähnt wird, wird seine [[Beschneidung]] dort nicht erwähnt. Stattdessen finden sich viele Stellen im Koran, die beschreiben, dass Allah den Menschen "in bester Form" <ref>(Koran 95:4)</ref>, "vollendet" <ref>(Koran 27:88)</ref> und "vollkommen" <ref>(Koran 32:7)</ref> erschaffen habe, der "eure Gestalten vollkommen gemacht hat" <ref>(Koran 40:64)</ref>. "Keinen Fehler kannst du in der Schöpfung des Gnadenreichen sehen."<ref>(Koran 67:3)</ref> Die [[Beschneidung]] müsste demnach an sich schon eine Beleidigung Allahs sein.<ref>http://www.quranicpath.com/misconceptions/circumcision.html</ref>
*: Die Empfehlung zur Beschneidung geht zurück auf [[Abū Huraira]], der berichtete, dass der Prophet gesagt haben solle: ''"Zur Fitra (bei Erschaffung des Menschen) gehören fünf Dinge: Die [[Beschneidung]], das Abrasieren der Schamhaare, das Kurzschneiden des Schnurrbarts, das Schneiden der (Finger- und Fuß-) Nägel und das Auszupfen der Achselhaare."'' <ref>[BUCHARI:1216]</ref>
*: Da es sich hier um fünf Körperbehandlungen handelt, die im weitesten Sinne mit Hygiene zu tun haben, kann man im zeitlichen und räumlichen Kontext des Islam im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung noch nachvollziehen, dass dort die Beschneidung miterwähnt wurde. Doch heutzutage ist eine Beschneidung aus hygienischen Gründen unnötig. Hygiene kann zudem kein religiöses Argument sein.
 
=== Jüdische Religion ===
* '''"Die Beschneidung wird von Gott gefordert."'''
*: Dieses Argument wird von jüdischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf einen Bibeltext, in dem Gott dem israelischen Urvater Abraham befahl, alle männlichen Nachkommen sollten beschnitten werden. Doch tatsächlich ist sie keine religionsstiftende, sondern eine religionsbestätigende, rituelle Handlung, die deshalb durchaus auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann.
 
* '''"Erst die Beschneidung macht einen Jungen zum Juden."'''
*: Widerlegung: In der jüdisch-religiösen Kultur ist ein Junge automatisch Jude, wenn er von einer jüdischen Mutter geboren wurde.
 
* '''"Es gibt keine innerjüdische Debatte über die Beschneidung."'''
*: Die vielen im Internetzeitalter gegründeten [[Intaktivisten|jüdischen Bewegungen]] gegen die rituelle [[Beschneidung]] und auch die Suche nach [[Brit Shalom|alternativen Ritualen]] zeigen sehr deutlich, dass eine innerjüdische Debatte sehr wohl existiert.
*: Aber auch schon früher wurde das Ritual immer wieder auch in innerjüdischen Debatten infragegestellt. Hierzu schreibt [[Walter Otte]] im [[HPD]]: "Die Verknüpfung von Medizin und Religion verweist auf die große jahrzehntedauernde innerjüdische Debatte des 19. Jahrhunderts, in der vor allem jüdische Ärzte Einwändungen gegen die Knabenbeschneidung vorgebracht haben. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren es jüdische Reformgruppen, jüdische Ärzte und Rabbiner, die in heftige Diskussionen eintraten, in denen es um religiöse aber auch um gesundheitliche Aspekte der Vorhautbeschneidung bei Knaben ging. In den Debatten jüdischer Ärzte und Reformrabbiner (die bis zur Forderung der Abschaffung der [[FGM|Knabenbeschneidung]] gingen) bezeichnete der Spitalarzt [[Gidion Brecher]] den Vorgang als eine „blutige Operation“. Der Dessauer Arzt [[Adolf Arnhold]] legte umfangreich argumentierend dar, warum die Beschneidung als „verbindliches Ritual der Juden“ überholt sei. Er ging von religiösen Überlegungen aus, bezeichnete die biblischen Beschneidungsanordnungen als lediglich für die „unbefangenen Gläubigen“ von Bedeutung und kam zum Ergebnis, dass der materielle Akt der Beschneidung zur „überflüssigen und nutzlosen Schale des geistig entblößten Kerns“ geworden sei. [[Philipp Wolferts]] aus Lemförde und der Hamburger Arzt [[Moritz Gustav Salomon]] traten mit medizinischen Argumenten hervor, wobei Salomon zum Ergebnis, kam, dass die Beschneidung im 19. Jahrhundert überhaupt keine religiöse sondern lediglich eine politische Bedeutung habe."<ref>http://hpd.de/node/14033?nopaging=1</ref>
== Siehe auch ==

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