Abrahamitischer Bund

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Als Abrahamitischer Bund wird der behauptete/angebliche quid pro quo (auf Gegenseitigkeit beruhende) Bund bezeichnet, der laut dem 17. Kapitel der Genesis zwischen Gott und Abraham geschlossen wurde (im englischen Originalartikel aus der King James Bible, wird hier aus der ökumenischen Einheitsübersetzung der Bibel zitiert). Nach Gen 17, 5-8 verspricht Gott Abraham:

(5) Man wird dich nicht mehr Abram nennen. Abraham (Vater der Menge) wirst du heißen, denn zum Stammvater einer Menge von Völkern habe ich dich bestimmt. (6) Ich mache dich sehr fruchtbar und lasse Völker aus dir entstehen; Könige werden von dir abstammen. (7) Ich schließe meinen Bund zwischen mir und dir samt deinen Nachkommen, Generation um Generation, einen ewigen Bund. Dir und deinen Nachkommen werde ich Gott sein. (8) Dir und deinen Nachkommen gebe ich ganz Kanaan, das Land, in dem du als Fremder weilst, für immer zu eigen und ich will ihnen Gott sein.[1]

Im Gegenzug wird Abraham verpflichtet (Gen 17, 9-13):

(9) Du aber halte meinen Bund, du und deine Nachkommen, Generation um Generation. (10) Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden. (11) Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch. (12) Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld von irgend einem Fremden  erworben, der nicht von dir abstammt. (13) Beschnitten muss sein der in deinem Haus Geborene und der um Geld Erworbene. So soll mein Bund, dessen Zeichen ihr an eurem Fleische tragt, ein ewiger Bund sein. [2]

Die Schrift sagt auch, dass Gott den Namen seiner Ehefrau von Sarai in Sara (Herrin) geändert hat, was auf ihren zukünftigen Adel verweist, und dass sie Abraham einen Sohn gebären wird (Gen 17, 15-17). Einem fast Hundertjährigen und seiner neunzigjährigen Frau wird hier Nachwuchs versprochen.

Inhaltsverzeichnis

Den abrahamitischen Bund in Frage stellen

DeMeo (1989) identifiziert in geographischen Studien Ostafrika und den Nahen Osten als Ursprung der männlichen Beschneidung. Er sagt, dass sie sich dann nach Ägypten ausbreitete, wo die Juden sie kennen lernten.[3]

Man hat sich oft gefragt, warum Gott Männer mit einer Vorhaut ausstatten sollte, die nachgewiesernermaßen schützende, immunologisch wichtige, sensorische und sexuell-physiologische Funktionen hat, nur um zu verlangen, dass sie am achten Lebenstag abgeschnitten wird.

Lisa Braver Moss (1991) schrieb u.a.:

Ich bin Jüdin und ich stelle die Beschneidung in Frage. Ich habe die Beschneidung bereits in Frage gestellt, als ich als junges Mädchen von dem Ritus erfuhr. Damals stellte ich die Beschneidung in Frage, weil es falsch schien, Säuglingen Schmerzen zuzufügen, und weil es befremdlich schien, einen gesunden, von Gott gegebenen Teil des Körpers chirurgisch zu verändern. Als ich erwachsen wurde, fügte ich Fragen hinzu. Und ich füge sie weiterhin hinzu. Ich bezweifle die Beschneidung wegen ihrer Risiken. Ich bezweifle sie, weil sie von vielen eher als eine oberflächliche/bedeutungslose denn als eine spirituelle Handlung angesehen wird. Ich bezweifle sie, weil sie von den Eltern zu verlangen scheint, die Abhängigkeit und Schwäche ihres Kindes auszunutzen. Ich bezweifle sie auch wegen des Widerspruchs, der darin liegt, dass diejenigen, die die Beschneidung von Säuglingen befürworten, sich oft winden bei dem Gedanken an die Beschneidung eines älteren Kindes als Pubertätsritus. Ich bin überzeugt, dass all diese Bedenken den in medizinischen Berufen Tätigen vertraut sind, die die Beschneidung ebenfalls in Frage stellen. (…) Schließlich besteht noch eine noch leicht "esoterisch" gefärbte Besorgnis: Ich stelle die Beschneidung von Kindern in Frage, weil ich denke, dass das Alter eines Menschen unsere Haltung seinem Leiden gegenüber nicht beeinflussen sollte. Mit anderen Worten, wenn wir die Beschneidung älterer Kinder anstößig finden, dann sollten wir die Beschneidung von Säuglingen genau so anstößig finden. Der wichtigste Grund, warum wir als Gesellschaft weiterhin die Beschneidung von Säuglingen praktizieren, sowohl medizinisch als auch rituell, besteht darin, dass wir auf das Leiden von Säuglingen nicht in der gleichen Weise reagieren wie auf das Leiden älterer Kinder und Erwachsener. Als Eltern ist die Verbindung zu unseren Neugeborenen noch sehr schwach, so stark sie sich auch anfühlen mag, wenn wir unsere Kleinen zum ersten Mal halten und ihnen in die Augen schauen. Die Schwäche diese Bindung ist wird erst dann offenbar, wenn wir sie mit der Bindung zu unseren älteren Kindern vergleichen. Ich persönlich könnte etwa meinen Fünfjährigen oder meinen Zweijährigen aus keinem anderen Grund als der absoluten Notwendigkeit auf Leben oder Tod einer Beschneidung unterziehen. Das soll nicht heißen, dass sie mir bei ihrer Geburt leicht gefallen wäre, sondern nur, dass sie jetzt unmöglich ist.  Genau auf dieses Phänomen verweisen die Befürworter der routinemäßigen Neugeborenenbeschneidung, wenn sie den Eltern raten, sie so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, denn wenn man wartete, bis das Baby älter wäre, würde man sie nie mehr zulassen. In gewisser Weise sind uns unsere Säuglinge im Vergleich zu unseren älteren Kindern fremd.[4]

Manche jüdische Eltern sind heute der Ansicht, dass die Beschneidung eine schmerzhafte Amputation darstellt, die einem Kind Schmerzen sowie körperliche, sexuelle und psychische Schäden zufügt. Sie möchten ihre Söhne vor solchen​ Schäden schützen und haben daher als Ersatz für die traditionelle Brit Mila eine friedliche, nicht beschneidende Zeremonie der Namensgebung eingeführt, die üblicher Weise als Brit Shalom bezeichnet wird. Goodman (1999) hat ein Ende des rituellen Schneidens gefordert.[5]

Den abrahamitischen Bund entlarven

Professor Leonard Glick (2005) stellt fest, dass das Buch Genesis zwei Bündnisse zwischen Gott und Abraham enthält. Der erste Bund steht in Genesis 15,18-21. Er erwähnt die Beschneidung nicht. Der zweite Bund in Genesis 17 ist eine spätere Ergänzung durch jüdische Priester.[6] Die allgemeine Beschneidung von Kindern wurde in Israel nach Gilgal im Jahr 1604 v. Chr. fest etabliert, also erst mehr als zwei Jahrhunderte nach dem Tod Abrahams. Laut Glick erlangten die Priester nach der babylonischen Gefangenschaft, die 538 v. Chr. endete, die Herrschaft und erst zu dieser Zeit wurden die Änderungen am Kapitel 17 des Buches Genesis vorgenommen. Glick weist darauf hin, dass die Entscheidung, die Beschneidung von Säuglingsjungen zu verlangen, möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass die Jungen noch keinen Widerstand leisten können.[6] Es ist also offensichtlich, dass der angebliche Bund, der die Beschneidung männlicher Säuglinge am achten Tag fordert, eine spätere Erfindung jüdischer Priester ist, die selbst beschnitten waren, und dass er folglich nicht von Gott kommt

Die moderne Psychologie bietet eine Erklärung für ein solches Verhalten der beschnittenen Priester: Die männliche Beschneidung ist eine hochtraumatische chirurgische Amputation, die ihre Opfer lebenslang beeinflusst.[7] Van der Kolk (1989) hat gezeigt, dass traumatisierte Personen gezwungen sind, ihr eigenes Trauma an sich selbst oder an anderen zu wiederholen.[8] Der Zwang beschnittener Männer, das Beschneidungstrauma zu wiederholen, zeigt sich an der großen Zahl von Männern mit dem "adamant father syndrome" (Syndrom des unnachgiebigen Vaters). Es scheint, dass die beschnittenen Priester ihren Zwang einem Edikt Gottes zuschrieben (A.d.Ü. vielleicht richtiger: mit dem angeblichen Gebot Gottes bemäntelten).

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1.   (1611). Genesis 17:5-8, Bible Gateway. Abgerufen 28. Februar 2020.
  2.   (1611). Genesis 17:9-13, Bible Gateway. Abgerufen 28. Februar 2020.
  3.   Demeo, James: The Geography of Genital Mutilations, 'The Truthseeker'. (März 1989). Abgerufen 26. Februar 2020.
  4.   Moss, Lisa (April 1991). The Jewish Roots of Anti-Circumcision Arguments   (PDF), gaamerica. Abgerufen 27. April 2020.
  5.   Goodman J. Jewish circumcision: an alternative perspective. BJU Int. Januar 1999; 83 Suppl 1: 22-7. PMID. DOI. Abgerufen am 8. April 2020.
  6. a b   Glick, Leonard (2005): Chapter One, in: Marked in Your Flesh: Circumcision from Ancient Judea to Modern America. Ausgabe: First. S. 15-18. Oxford University Press. ISBN 9780195176742. Abgerufen 2. März 2020.
  7.   Goldman R. The psychological impact of circumcision. BJU Int. 1999; 83 Suppl 1: 93-103. PMID. Abgerufen am 4. März 2020.
  8.   van der Kolk B. The compulsion to repeat the trauma: re-enactment, revictimization, and masochism. Psychiatr Clin North Am. Juni 1989; 12(2): 389-411. PMID. Abgerufen am 3. März 2020.