Ronit Tamir

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Ronit Tamir aus Israel ist Gründungsmitglied der Intaktivismus-Organisation KAHAL.

Schon 2012 wurde sie auch in deutschen Medien[1] zur Anzahl unbeschnittener Jungen in Israel zitiert, als man annahm, quantitative Argumente in der Beschneidungsdebatte vorbringen zu müssen.

2020 sprach sie in einer Videobotschaft zum WWDOGA:

Bevor ich beginne, möchte ich sagen, dass ich sehr aufgeregt bin, an dieser Aktion teilzunehmen und diesen wichtigen Tag, den 7. Mai, mit Ihnen zu feiern. Ich bin froh, Teil eines Netzwerks von Menschen auf der ganzen Welt zu sein, denen die Sicherheit, das Wohlbefinden und die Menschenrechte von Babys und Kindern wichtig sind.

Mein Name ist Ronit Tamir und ich bin eines der Gründungsmitglieder von KAHAL, einer Organisation, die seit 20 Jahren in Israel aktiv ist. Unser Ziel ist es, Eltern und werdende Eltern mit Rat und Tat zu unterstützen und Informationen über die Beschneidung zugänglich zu machen - öffentlich und leicht verständlich.

Ich weiß nicht, ob Ihnen das bewusst ist, aber in Israel ist es nicht einfach, gegen die Beschneidung zu sein. Die Beschneidung ist ein altes Ritual mit religiösen Wurzeln und sowohl für das Judentum als auch für den Islam von großer Bedeutung. Trotz der religiösen Verbindungen, die ich erwähnt habe, ist die Mehrheit der Menschen in Israel nicht religiös, beschneidet jedoch trotzdem ihre männlichen Säuglinge. Was sie oft dazu veranlasst, ist der starke Druck ihrer Familienmitglieder und anderer Menschen in ihrer Umgebung sowie der Mangel an Informationen. Die korrekten und wissenschaftlich fundierten Informationen zu dieser Prozedur werden ausgeblendet, nicht gesammelt und nicht veröffentlicht.

Stattdessen werden in offiziellen Veröffentlichungen falsche Daten präsentiert, einschließlich der falschen "Fakten", dass die Beschneidung gut für die Gesundheit des Babys sei oder dass sie notwendig sei, damit das Baby als jüdisch angesehen werden kann, was beides nicht stimmt.

Die Beschneidung wird als einfache Prozedur dargestellt, die keine oder nur sehr geringe Schmerzen, keine Risiken und keine Nachteile mit sich bringe. Schon in jungen Jahren wird den Menschen beigebracht, dass die Vorhaut unrein ist. Statistiken und objektive Informationen über schlecht durchgeführte Beschneidungen werden nicht gesammelt, beworben oder untersucht.

In Israel werden Beschneidung in den meisten Fällen von MOHALIM durchgeführt, die traditionelle Beschneider sind und religiöse Menschen, aber keine Ärzte. Sie haben keine medizinische Ausbildung oder Schulung, sind keinen Hygienestandards verpflichtet, können den Zustand des Babys nicht professionell diagnostizieren und dürfen keine wirksame Schmerzlinderung durch örtliche Betäubung anwenden. Stattdessen behaupten sie, dass das Baby nicht viel Schmerz empfinde (wenn überhaupt) und die Schreie des Babys beruhigt werden, indem ihm während der Zeremonie ein bisschen Wein gegeben wird. Ein obligatorischer Teil dieses Rituals ist, dass der Beschneider das Blut mit dem Mund oder einem Röhrchen aus der Wunde saugt und das Baby damit dem Risiko vieler, manchmal tödlicher Infektionen aussetzt. (Ich weiß, Sie denken vielleicht, ich hätte das erfunden, tatsächlich aber ist das alles wahr. Dies ist das traditionelle jüdische Ritual, sofern es nicht von einem Arzt durchgeführt wird.)

Obwohl die medizinische Ausbildung in Israel sehr hohen Standards entspricht, werden Medizinstudenten während ihres Studiums nicht eine einzige Stunde über die Vorhaut unterrichtet. Es kommt recht häufig vor, dass Eltern zum Arzt gehen, oft in völlig anderen Angelegenheiten, und eine Empfehlung erhalten, ihr Kind sofort beschneiden zu lassen, als ob sie sonst dessen Leben gefährden würden.

In den letzten 20 Jahren hat KAHAL vielen Tausenden von Menschen geholfen, Informationen, Antworten und Unterstützung zu erhalten, damit sie eine fundierte Entscheidung darüber treffen können, was mit ihrem Neugeborenen geschehen soll. Unsere Hauptaktivität besteht darin, monatliche Treffen zu organisieren, bei denen Interessierte die Möglichkeit haben, mit Eltern intakter Kinder aller Altersgruppen zu sprechen. Alle unsere Aktivitäten werden von Freiwilligen geleitet und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, all jenen zu danken.

Obwohl dieses Thema in Israel und in der jüdischen Gemeinde im Allgemeinen ein Tabu ist, hat die Zahl derjenigen Eltern, die ihre Söhne nicht beschneiden, in den letzten Jahrzehnten in Israel stark zugenommen. Früher gab es vielleicht nur ein paar Dutzend unbeschnittene jüdische Männer im ganzen Land. Doch heutzutage haben wir unzählige Mütter und Väter, die bereit sind, den Druck ihrer Familie und die Angst, anders zu sein, zu überwinden, um ihren Kindern das Recht auf ihren Körper und ihr Leben zu ermöglichen.

Ich erhalte viele E-Mails und Nachrichten über die Geburt von Babys, deren Eltern beschlossen, ihre Körper so zu belassen, wie die Natur sie geschaffen hat. Ich freue mich jedesmal über solche Nachrichten und über ein Bild des Babys auf dem Schoß seiner Mutter oder in den Armen seines Vaters.

Zum Schluss möchte ich mich bei den Aktivisten bedanken, die diesen Tag organisiert haben. Wir sehen uns nächstes Jahr!
Ronit Tamir (WWDOGA 2020)[2]

Einzelnachweise

  1.   Schleicher, Ulrike (22. August 2020)."Debatte zum Beschneidungsurteil: Nur Minderheit in Israel lehnt Beschneidung ab", ÄrzteZeitung. Abgerufen 13. Mai 2020.
  2.   WWDOGA 200 - Ronit Tamir, YouTube, MOGiS e.V.. Abgerufen 13. Mai 2020.