Vorhaut

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Der nachfolgende Text stammt aus dem Zirkumpendium.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Funktion der Vorhaut im Detail

Die Vorhaut bedeckt die Eichel des Penis und schützt sie so vor Schadstoffen, Reibung, Verletzungen und vor Austrocknung. Sie besteht aus zwei übereinander liegenden Lagen, die nur an ihrem Ende miteinander verwachsen sind.

Während das äußere Blatt eine Verlängerung der Schafthaut darstellt, ist das innere Blatt, welches an der Eichel anliegt, eine Schleimhaut. Das innere Blatt ist ein ausgesprochen komplexes Hautgewebe. Es enthält apokrine Drüsen, die Cathepsin B, Lysozyme, Chymotrypsin, neutrophile Elastase, Zytokine, und Pheromone wie etwa Androsteron produzieren. Indische Wissenschaftler haben gezeigt, dass die subpräputiale Feuchtigkeit lytisches Material enthält, das eine antibakterielle und antivirale Wirkung aufweist. Die natürlichen Öle schmieren, befeuchten und schützen die Schleimhautbedeckung der Eichel und der inneren Vorhaut. Die Spitze der Vorhaut wird durch wichtige Gefäßstrukturen reichhaltig mit Blut versorgt.[1]

Die Vorhaut dient als Verbindungskanal für zahlreiche bedeutende Venen. Zudem ist das innere Blatt mit circa 20.000 Nervenendungen und Meissnerschen Tastkörperchen durchzogen, den selben Rezeptoren also, wie sie auch in den Fingerkuppen vorkommen. Die enorm hohe Dichte der Nerven und Tastkörperchen macht es zum empfindlichsten Teil des Körpers, in etwa zehnmal so empfindlich wie die Fingerkuppen. Dies unterscheidet den menschlichen Penis auch von denen anderer Säugetiere, bei denen die Hauptkonzentration der Nerven nicht in der Vorhaut, sondern in der Eichel zu finden ist.

Die beiden Vorhautblätter stellen die Hautreserve zur Verfügung, in die der sich vergrößernde Schaft beim Aufbau einer Erektion hineinwächst. Je nachdem, wie lang die individuelle Vorhaut des Mannes ist, zieht sie sich dabei mehr oder minder weit zurück. Bei einigen Männern bedeckt die Vorhaut auch bei erigiertem Penis die Eichel noch vollständig, bei anderen liegt die Spitze der Eichel teilweise oder ganz frei.

Zudem fungiert die Vorhaut zusammen mit der Penishaut als natürliches Gleitlager. Sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch bei der Masturbation steht die äußere Haut in Kontakt mit der Vagina bzw. der Handfläche. Der Penisschaft gleitet weitgehend in der Haut hin und her und bewegt die Haut nur am Ende ihrer Ausdehnung mit sich. Hierdurch wird die Reibung mit der Vagina bzw. der Handfläche reduziert. Die Gefühlsempfindung entsteht dabei größtenteils durch die Dehnung und Bewegung des Vorhaut, wenn sie über die Eichel und wieder zurück streift und die direkte Stimulation der inneren Vorhaut, wenn sie sich nach außen stülpt und direkten Kontakt zur Vagina (beim Geschlechtsakt) oder der Hand (bei der Masturbation) erhält.

Medizinische Indikationen und Therapieformen

Es gibt eine Reihe typischer Erkrankungen der Vorhaut, die mehr oder minder stark ausgeprägt auftreten können.

Kurzes Vorhautbändchen (Frenulum breve)

Ist das Frenulum zu kurz, so kann es das Zurückziehen der Vorhaut erschweren oder gänzlich verhindern. Da die Eichel an ihrer Unterseite durch das Frenulum mit der inneren Vorhaut verbunden ist, kann beim Zurückziehen der Vorhaut die Eichel durch den entstehenden Zug nach unten abgeknickt werden. Bei zu starker mechanischer Belastung kann das Frenulum hierbei einreißen oder ganz entzwei reißen. Wird dabei die darin verlaufende Arteria frenularis verletzt, können starke und länger andauernde Blutungen auftreten. Wenn nur sehr leichte Risse auftreten, ist eine (Selbst-)Heilung möglich.

Zur Unterstützung des Heilungsprozesses können lauwarme Kamillenteebäder und dexpanthenolhaltige Salben zum Einsatz kommen. Bei einem stark verkürzten Bändchen und bereits aufgetretenen stärkeren Rissen ist eine operative Behandlung ratsam.

Es gibt drei Operationsvarianten:

  • die Frenulektomie, wobei das Bändchen entfernt wird
  • die Frenulotomie, bei der das Bändchen quer durchtrennt und die Wunde längs vernäht wird
  • die Frenulumplastik, eine Verlängerung des Bändchens mit Eigenhaut

Physiologische Phimose

Man kann die physiologische Phimose in drei Kategorien einteilen – beschwerdefrei, therapiebedürftig und operationsbedürftig.

Aus medizinischer Sicht besteht für eine ansonsten beschwerdefreie Verengung – auch nach Ablösung der Präputialverklebung – vor Erreichen der Pubertät kein Handlungsbedarf. Die weit verbreitete Meinung, dass ein vollständiges Zurückziehen beim Erreichen eines bestimmten Alters gegeben sein muss, beruht auf mittlerweile veralteten Annahmen und Studien, welche nur die Entwicklung bis zum Schuleintrittsalter erfassten, jedoch nicht darüber hinaus.

Obwohl die Daten aus Jakob Østers Untersuchungen (s.o.) bereits 45 Jahre lang bekannt sind, findet sich auch im Jahr 2013 in U-Heften für schulärztliche Untersuchungen noch immer die physiologische Phimose fälschlicherweise als Auffälligkeit.

Das pubertäre Wachstum und die Hormonausschüttung verändern die Größe und Größenverhältnisse von Penis und Penishaut stark. Ebenso trägt erste Masturbation zum Dehnungsprozess der Vorhaut und der Ablösung verbliebener Verklebungen bei.

Bleibt die Vorhaut auch dann noch verengt, so dass sexuelle Aktivität nur unter Schmerzen möglich ist und der Genitalhygiene nicht in ausreichendem Maße Rechnung getragen werden kann, liegt eine therapiebedürftige Phimose vor. Der Junge sollte selbst an sich mit Dehnungstherapien, gegebenenfalls mit Unterstützung durch Glucocorticoid-haltige Salben, beginnen. Je nach Art der Wirkstoffe sind hier Erfolgsraten von bis zu 80–90 % dokumentiert.

Führen diese Therapien nicht zum Erfolg, ist ein operativer Eingriff möglich, eine sogenannte Präputiumplastik.

Bei dieser auch Vorhautplastik genannten Operationsmethode bleibt die Vorhaut vollständig erhalten. Hierbei werden ein kosmetisch gutes Operationsergebnis und eine vollständige Erhaltung der Vorhaut erreicht. Das Grundprinzip vieler dieser Vorhautplastiken besteht in einem oder mehreren kleinen Längsschnitten (Inzisionen) und der anschließenden Quervernähung der Wunddefekte.

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Operationsverfahren:

  • Dorsalschnitt mit transversalen Verschlüssen: Bei dieser Operationstechnik erfolgt eine kleine Inzision längs durch den stenotischen (verengenden) Ring und wird anschließend quer vernäht (transversal verschlossen).
  • Laterale Präputiumplastik: Die laterale Präputiumplastik stellt eine kleine Verfeinerung des Dorsalschnitts mit transversalem Verschluss dar. Hierbei werden zwei kleine laterale Längsschnitte ausgeführt und anschließend quer vernäht.
  • Triple Inzision: Die Triple Incision ist eine Methode zur Vorhauterweiterung. Die Technik besteht aus (in der Regel) drei Einschnitten quer durch die Verengung. Die Schnittkanten werden daraufhin aber längs der Verengung wieder vernäht, womit der Umfang der Verengung, entsprechend der Länge des Schnitts, zunimmt. Aus ästhetischer Sicht ist diese Technik der einfachen Inzision (dorsaler Schnitt) deutlich überlegen und führt in der Regel zu einem sehr unauffälligen Ergebnis.

Wenn nach einer erfolglosen Dehnungstherapie mit corticoidhaltiger Salbe ein operativer Eingriff unumgänglich wird, ist eine Präputiumplastik aufgrund ihrer geringeren Morbidität, geringeren Komplikationsrate und niedrigeren Kosten der klassischen Zirkumzision immer vorzuziehen.

Pathologische Phimose

Bei einer pathologischen Phimose ist die Öffnung der Vorhaut durch Verhärtung oder Vernarbung nicht elastisch genug, um sie verletzungsfrei über die Eichel zurückziehen zu können.

Wiederkehrende Entzündungen der verengten Vorhaut führen zu den genannten narbigen Veränderungen. Weiterhin bewirken brüske Retraktionsversuche Einrisse mit nachfolgender, sekundär narbig fixierter Phimose. Auch ein Lichen sclerosus, der zuerst zu einer Verklebung und dann zur sklerotischen Schrumpfung und dadurch Verengung der Vorhaut führt, kann Auslöser sein. Die seltene, nicht ansteckende chronische Hautkrankheit ist teilweise genetisch bedingt, und gilt aus medizinischer Sicht als nicht heilbar.

Eine pathologische Phimose ist behandlungsbedürftig.

Eine Zirkumzision ist indiziert bei schweren Fällen von pathologischer Phimose, bei denen sowohl die nicht-operative Therapie mit Kortison-haltiger Salbe als auch eine vorhauterhaltende Präputiumplastik primär nicht erfolgversprechend sind (beispielsweise bei chronischer Balanitis xerotica obliterans) oder zuvor keinen Heilungserfolg brachten.

Einzelnachweise

  1. Dr.med Wolfram Hartmann, Stellungnahme zur Anhörung am 26. November 2012 im Rechtsausschuss des Bundestages