Kollektive kognitive Dissonanz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. November 2019, 20:27 Uhr
Der Begriff Kollektive kognitive Dissonanz wurde in der Beschneidungsdebatte 2012 von Ulf Dunkel geprägt und beschreibt das auch über Generationen bestehende Problem der kognitiven Dissonanz für eine Gruppe von Menschen.
Inhaltsverzeichnis
Kognitive Dissonanz
” | Kognitive Dissonanz bezeichnet in der (Sozial-)Psychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Kognitionen hat – Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten –, die nicht miteinander vereinbar sind. (Wikipedia)[1] |
Der Begriff wurde 1957 vom US-amerikanischen Sozialpsychologen Leon Festinger geprägt. Seine Theorie wurde seitdem in vielen Experimenten bestätigt und empirisch untermauert.
Dissonanzentstehung
” | Vier Schritte müssen durchlaufen werden, damit kognitive Dissonanz entsteht:
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Dissonanzauflösung
” | Da Dissonanz als unangenehm empfunden wird, versuchen Personen, die Kognitionen in Einklang zu bringen (sie in eine "konsonante" Beziehung zu bringen), um den negativen Gefühlszustand zu beenden. Die Dissonanzauflösung (auch Dissonanzreduktion genannt) kann an jedem der vier Entstehungsschritte ansetzen:
Auch Scheinlösungen, Illusionen und Ausreden können Spannungen reduzieren:
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Kollektive kognitive Dissonanz
Mit Bezug auf die Beschneidung der Genitalien aus nicht-medizinischen Gründen gibt es häufig von Betroffenen und von den Gruppen, denen sie sich selbst zugehörig fühlen, eine Vielzahl von Argumenten für Beschneidung, die dazu dienen, die kognitive Dissonanz aufzulösen. Mit scheinbar sinnvollen, aber regelmäßig widerlegbaren Begründungen wird versucht, sich die Beschneidung schönzureden.
Falls zu der gesellschaftlichen Gruppe, der der Betroffene angehört, sehr viele ebenfalls Betroffene gehören, entwickeln sich solche Scheinbegründungen mit Gruppenbezug, um auch der Gruppe zu ermöglichen, sich die Beschneidung schönzureden.
Sobald diese Scheinbegründungen von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden, werden sie zu einem Teil des Kulturguts dieser Gruppe und begründen die permanente Wiederholung des nicht begründbaren Akts der Beschneidung innerhalb der Gruppe.
Die kollektive kognitive Dissonanz hat nach Dunkel also drei Voraussetzungen:
- Kognitive Dissonanz einzelner Betroffener
- Kognitive Dissonanz der Gruppe, der einzelne Betroffene mit kognitiver Dissonanz angehören
- Kognitive Dissonanz der Gruppe über Generationen hinweg.
Der Autor von "Unspeakable Mutilations", Lindsay R. Watson, nennt dieses Phänomen das Beschneidungskoma.
Siehe auch
- Hasselmann, Silke (26. Januar 2016).
Traumavererbung: Bis ins vierte Glied – Traumata prägen auch die Kinder
, Deutschlandfunk. Abgerufen 2. Oktober 2019.
Einzelnachweise
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz#Dissonanzentstehung
- ↑ C. M. Steele et al. (1981): Dissonance and alcohol: Drinking your troubles away. Journal of Personality and Social Psychology, 41, S. 831-846
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz#Dissonanzaufl.C3.B6sung