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Argumente für Beschneidung

2.773 Bytes hinzugefügt, 14:11, 18. Okt. 2019
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alle Web-Referenzen aktualisiert
*: Dieses Argument hält sich sehr hartnäckig, oft von Frauen verwendet, die nur unbeschnittene Männer kennen, aber selbst von Urologen, die mit [[Zirkumzision]]en viel Geld verdienen und denen deshalb jedes Argument für [[Beschneidung]] recht ist.
*: Ein gängiges Klischee dieses Arguments klingt so: "Die Vorhaut war notwendig, als wir noch auf Bäumen lebten und auf allen Vieren krochen. Die Vorhaut hat die Eichel da geschützt. Wir laufen aber jetzt auf zwei Beinen und Männer schleifen das Genital nicht mehr über den Boden, die Vorhaut kann daher weg."
*: In der [[Beschneidungsdebatte]] 2012 wurde immer wieder mal ein einzelner muslimischer Kinderchirurg aus Köln zitiert<ref>{{REFweb |url=http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/arzt-fuerchtet-illegale-beschneidungen-aid-1.2895603 |title=Arzt fürchtet illegale Beschneidungen] |date=2012-07-03 |accessdate=2019-10-18}}</ref>, der mit genau dieser Darstellung und weiteren abstrusen Argumenten gegen ein drohendes Beschneidungsverbot wetterte.
*: Seit vielen Jahren schon weiß die Medizin, dass die [[Vorhaut]] ein sehr wichtiges Körperorgan ist, das nicht nur eine große Anzahl sehr empfindsamer Nervenzellen enthält und für den Sex sehr vorteilhaft ist, sondern auch die [[Glans penis|Eichel]] vor dem Austrocknen, Verhornen und vor Sonnenbrand schützt.
* '''Beschneidung schützt angeblich vor Geschlechtskrankheiten.'''
*: Es wird immer wieder Bezug genommen auf eine Studie<ref>{{REFweb |url=http://www.who.int/hiv/topics/malecircumcision/en/ |title=Male circumcision for HIV prevention |trans-title=Männliche Beschneidung als HIV-Vorbeugung |language=Englisch |publisher=[[WHO]] |accessdate=2019-10-18}}</ref> der [[WHO]], die angeblich ermittelt haben soll, dass Beschneidung einen 60-prozentigen Schutz vor HIV/AIDS haben solle. Diese Studie wird weltweit von Fachleuten scharf kritisiert.
*: Als Quelle wird eine Studie von Bertrand Auvert genutzt, die angeblich ein um bis zu 60 % reduziertes Ansteckungsrisiko bei HIV festgestellt haben will.
*: Hierzu gibt es mehrere Bemerkungen: Zum einen war das Studiendesign mit dem Start der Studie bereits zerstört. Die beschnittene Kontrollgruppe wurde direkt zu Studienbeginn der Operation unterzogen. Das heißt, die sechs Wochen, die angesetzt waren, bis die Wunden verheilt waren, hatte die intakte Gruppe bereits einen "Ansteckungsvorsprung". Hinzu kommt, dass die gesamte Studie in dem Gebiet mit der höchsten HIV-Quote weltweit durchgeführt wurde, die Ergebnisse also nicht die Aussagekraft haben, als wenn sie in Gegenden durchgeführt worden wäre, wo "normale" Ansteckungsquoten herrschen. Orange Farm, das Dorf in Südafrika, ist berüchtigt für die hohe HIV-Quote. Ein dritter Kritikpunkt ist, dass die Studie von Auvert mit rechnerischen Taschenspielertricks aufwartet und zudem nach zwei Jahren abgebrochen wurde, als die Zahlen drohten, sich anzugleichen. Leider ist diese Studie auch die Grundlage, nach der die [[WHO]] in Zusammenarbeit mit der Bill und Melinda Gates-Stiftung millionenteure Beschneidungskampagnen durchführt.
* '''"Ein beschnittener Penis ist besser vor Infektionen geschützt."'''
*: Das Gegenteil ist der Fall, denn eine wichtige Schutzfunktion der [[Vorhaut]] fällt nach der [[Beschneidung]] weg.
*: "Während das äußere Blatt eine Verlängerung der Schafthaut darstellt, ist das innere Blatt, welches an der Eichel anliegt, eine Schleimhaut. Das innere Blatt ist ein ausgesprochen komplexes Hautgewebe. Es enthält apokrine Drüsen, die Cathepsin B, Lysozyme, Chymotrypsin, neutrophile Elastase, Zytokine, und Pheromone wie etwa Androsteron produzieren. Indische Wissenschaftler haben gezeigt, dass die subpräputiale Feuchtigkeit lytisches Material enthält, das eine antibakterielle und antivirale Wirkung aufweist. Die natürlichen Öle schmieren, befeuchten und schützen die Schleimhautbedeckung der Eichel und der inneren Vorhaut. Die Spitze der Vorhaut wird durch wichtige Gefäßstrukturen reichhaltig mit Blut versorgt."<ref>{{REFweb |url=https://www.bvkj.de/presse/pressemitteilungen/ansicht/article/stellungnahme-drmed-wolfram-hartmann-praesident-des-berufsverbands-der-kinder-und-jugendaerzte/ |title=Stellungnahme Dr.med . Wolfram Hartmann, Stellungnahme Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, zur Anhörung am 26. November 2012 im Rechtsausschuss des Bundestageszum Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Beschneidung |date=2012-11-18 |accessdate=2019-10-18}}</ref>*: Die [[Vorhaut]] ist natürlicherweise mit mehreren Abwehrmechanismen gegen Infektionen ausgestattet. Die [[Vorhaut]] beim Säugling und Kleinkind hat eine ausgeprägte Spitze mit einem Schließmuskel, das durch eine Wirbel von Muskelgewebe gebildet wird, und geschlossen bleibt, um Fremdstoffe draußen zu halten, aber sich öffnet, um den Ausfluss des Urin zu ermöglichen. Die sub-präputiale Feuchtigkeit enthält Lysozym, ein Sekret, das schädliche Mikroorganismen zerstört. Die [[Vorhaut]] enthält Langerhans-Zellen, die Schutz gegen HIV-Infektionen bieten. Fleiss, Hodges, und Van Howe<ref>{{REFjournal |url=http://www.cirp.org/library/disease/STD/fleiss3/ |title=Immunological functions of the human prepuce |trans-title=Immunologische Funktionen der menschlichen Vorhaut |language=Englisch |last=Fleiss |first=P.M. |author-link=Paul M. Fleiss |last2=Hodges |first2=F.M. |author2-link=Frederick M. Hodges |last3=Van Howe |first3=R.S. |author3-link= |journal=Sexually Transmitted Infections |date=October 1998 |volume=74 |issue=5 |pages=364-367 |accessdate=2019-10-18}}</ref> erläutern die immunologischen Funktionen der Vorhaut im Detail, wie auch Cold und Taylor.<ref>{{REFjournal |url=http://www.cirp.org/library/anatomy/cold-taylor/ |title=The prepuce |trans-title=Die Vorhaut |language=English |last=Cold |first=C.J. |last2=Taylor |first2=J.R. |author2-link=John R. Taylor |journal=British Journal of Urology |volume=83 |issue=Suppl. 1 |pages=34-44 |date=January 1999 |accessdate=2019-10-18}}</ref>*: "Die [[Vorhaut]] hat mehrere Aufgaben und Funktionen. Die Drüsen, die in der inneren [[Vorhaut]] zu finden sind, produzieren ein Sekret, das die [[Glans penis|Eichel]] weich und geschmeidig hält. Das so genannte Smegma dient dazu, eine stabile Bakterienflora im Intimbereich des Mannes zu erhalten und vor Krankheiten zu bewahren. Es schützt vor Infektionen, die auch die Harnröhre betreffen können, da seine Aufgabe die natürliche Hygiene der Eichel ist."<ref>{{REFweb |url=http://symptomat.de/Penisvorhaut#Funktion_.26_Aufgaben_der_Penisvorhaut |title=Penisvorhaut: Funktion: Aufgaben der Penisvorhaut |date=2019-06-19 |publisher=MedLexi.de |accessdate=2019-10-18}}</ref>
== Hygienische Argumente ==
* '''"Babys spüren noch keine Schmerzen, daher sollte frühzeitig beschnitten werden."'''
*: Diese Behauptung ist völlig veraltet und in zig Studien widerlegt. Die Diskussion ist hier auch durchaus schizophren. Es wird heftig darüber diskutiert, ob Embryos, die abgetrieben werden sollen, vorher betäubt werden sollen. Aber geborene Säuglinge kann man problemlos einen Körperteil ohne Betäubung abschneiden, weil Säuglinge keine Schmerzen verspüren. Die Forschungslage sieht hier allerdings ganz anders aus: Als Säuglinge beschnittene Jungen weisen selbst Jahre nach der Beschneidung noch stärkere Reaktionen auf Schmerzen (z.b. bei Impfungen) auf als intakte.<ref>[{{REFweb |url=http://english.alarabiya.net/en/life-style/healthy-living/2015/04/21/First-infant-MRI-study-finds-babies-feel-pain-like-adults-.html |title=First infant MRI study finds babies feel pain ‘like adults’] |trans-title=Erste MRT-Studie für Säuglinge zeigt, dass Babys Schmerzen haben wie Erwachsene |language=English |date=2015-04-21 |accessdate=2019-10-18}}</ref><ref>[{{REFjournal |url=http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(96)10316-0/abstract?cc=y Taddio et al: Effects |title=Effect of neonatal circumcision on pain response during subsequent routine vaccination] |trans-title=Einfluss der Neugeborenenbeschneidung auf die Schmerzreaktion während der nachfolgenden Routineimpfung |language=Englisch |last=Taddio |first=Anna |etal=yes |journal=The Lancet |volume=349 |issue=9052 |pages=599-603 |date=1997-03-01 |accessdate=2019-10-18}}</ref>.
* '''"[[Zirkumzision|Beschneidung]] ist vergleichbar mit Ohrlochstechen oder Piercings."'''
* '''"Wenn wir es hier verbieten, wird es illegal oder im Ausland gemacht."'''
*: Dieses sogenannte "Hinterhof"-Argument lässt sich auf fast alle gesetzlichen, strafbewehrten Verbote anwenden und ist schon deswegen absurd. Es wird übrigens auch in Debatten über Drogenkonsum, Abtreibung und [[FGM|weibliche Genitalverstümmelung]] genauso angeführt. Der Autor [[Harald Stücker]] hat während der [[Beschneidungsdebatte]] 2012 in einem lesenswerten Artikel<ref>{{REFweb |url=https://evidentist.wordpress.com/2012/11/19/beschneidung-im-hinterhof-legalize-it/ |title=Beschneidung im Hinterhof: Legalize it?! |last=Stücker |first=Harald |date=2012-11-19 |accessdate=2019-10-18}}</ref> why the backyard argument is not accessible. *: Cases are already on record in Germany, in which courts have eluded parents the right to determine residency of their children when it was to expect that they wanted to take a child abroad for a [[circumcision]] and the court ruled for the benefit of the child.<ref>{{REFweb |url=https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Text=XII%20ZB%20166/03 |title=Rechtsprechung BGH, 15.12.2004 - XII ZB 166/03 |publisher=dejure.org |accessdate=2019-10-18}}</ref> ausgeführt, warum das Hinterhof-Argument nicht greifen kann.*: Schon jetzt sind Fälle aktenkundig, in denen Gerichte Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Kinder entzogen haben, wenn anzunehmen war, dass sie ein Kind im Ausland einer [[Beschneidung]] unterziehen wollten und das Gericht zum Wohle des Kindes entschied.<ref>https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Text=XII%20ZB%20166/03</ref>
*: Wer rechtlich Verbotenes trotzdem tun will, den schreckt erstmal auch kein Gesetz ab. Die Begründung, ein (strafbewehrtes) Verbot würde zum Ausweichen in die Illegalität führen, müsste konsequent dazu führen, dass sämtliche Strafgesetze abgeschafft werden könnten.
=== Islamische Religion ===
* '''"Die Beschneidung wird vom Propheten Mohammed empfohlen."'''
*: Dieses Argument wird von muslimischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf eine Hadithe eines Weggefährten des Propheten, in der die männliche Beschneidung gefordert wird. Denn im Koran wird [[Beschneidung]] weder erwähnt noch gefordert. Obwohl Ibrahim (Abraham) selbst im Koran immerhin 67 mal erwähnt wird, wird seine [[Beschneidung]] dort nicht erwähnt. Stattdessen finden sich viele Stellen im Koran, die beschreiben, dass Allah den Menschen "in bester Form" <ref>(Koran 95:4)</ref>, "vollendet" <ref>(Koran 27:88)</ref> und "vollkommen" <ref>(Koran 32:7)</ref> erschaffen habe, der "eure Gestalten vollkommen gemacht hat" <ref>(Koran 40:64)</ref>. "Keinen Fehler kannst du in der Schöpfung des Gnadenreichen sehen."<ref>(Koran 67:3)</ref> Die [[Beschneidung]] müsste demnach an sich schon eine Beleidigung Allahs sein.<ref>{{REFweb |url=http://www.quranicpath.com/misconceptions/circumcision.html |title=Circumcision - Does the Qur'an Approve it? |trans-title=Beschneidung - befürwortet sie der Koran? |language=Englisch |publisher=Quranic Path |accessdate=2019-10-18}}</ref>
*: Die Empfehlung zur Beschneidung geht zurück auf [[Abū Huraira]], der berichtete, dass der Prophet gesagt haben solle: ''"Zur Fitra (bei Erschaffung des Menschen) gehören fünf Dinge: Die [[Beschneidung]], das Abrasieren der Schamhaare, das Kurzschneiden des Schnurrbarts, das Schneiden der (Finger- und Fuß-) Nägel und das Auszupfen der Achselhaare."'' <ref>[BUCHARI:1216]</ref>
*: Da es sich hier um fünf Körperbehandlungen handelt, die im weitesten Sinne mit Hygiene zu tun haben, kann man im zeitlichen und räumlichen Kontext des Islam im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung noch nachvollziehen, dass dort die Beschneidung miterwähnt wurde. Doch heutzutage ist eine Beschneidung aus hygienischen Gründen unnötig. Hygiene kann zudem kein religiöses Argument sein.
* '''"Es gibt keine innerjüdische Debatte über die Beschneidung."'''
*: Die vielen im Internetzeitalter gegründeten [[Intaktivisten|jüdischen Bewegungen]] gegen die rituelle [[Beschneidung]] und auch die Suche nach [[Brit Shalom|alternativen Ritualen]] zeigen sehr deutlich, dass eine innerjüdische Debatte sehr wohl existiert.
*: Aber auch schon früher wurde das Ritual immer wieder auch in innerjüdischen Debatten infragegestellt. Hierzu schreibt [[Walter Otte]] im [[HPD]]: "Die Verknüpfung von Medizin und Religion verweist auf die große jahrzehntedauernde innerjüdische Debatte des 19. Jahrhunderts, in der vor allem jüdische Ärzte Einwändungen gegen die Knabenbeschneidung vorgebracht haben. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren es jüdische Reformgruppen, jüdische Ärzte und Rabbiner, die in heftige Diskussionen eintraten, in denen es um religiöse aber auch um gesundheitliche Aspekte der Vorhautbeschneidung bei Knaben ging. In den Debatten jüdischer Ärzte und Reformrabbiner (die bis zur Forderung der Abschaffung der [[FGM|Knabenbeschneidung]] gingen) bezeichnete der Spitalarzt [[Gidion Brecher]] den Vorgang als eine „blutige Operation“. Der Dessauer Arzt [[Adolf Arnhold]] legte umfangreich argumentierend dar, warum die Beschneidung als „verbindliches Ritual der Juden“ überholt sei. Er ging von religiösen Überlegungen aus, bezeichnete die biblischen Beschneidungsanordnungen als lediglich für die „unbefangenen Gläubigen“ von Bedeutung und kam zum Ergebnis, dass der materielle Akt der Beschneidung zur „überflüssigen und nutzlosen Schale des geistig entblößten Kerns“ geworden sei. [[Philipp Wolferts]] aus Lemförde und der Hamburger Arzt [[Moritz Gustav Salomon]] traten mit medizinischen Argumenten hervor, wobei Salomon zum Ergebnis, kam, dass die Beschneidung im 19. Jahrhundert überhaupt keine religiöse sondern lediglich eine politische Bedeutung habe."<ref>{{REFweb |url=http://hpd.de/node/14033?nopaging=1 |title=Verunglimpfungen statt Argumente? |last=Otte |first=Walter |date=2012-09-24 |accessdate=2019-10-18}}</ref>
== Siehe auch ==

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