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PflegeWiki:Komplikationen der Beschneidung

615 Bytes hinzugefügt, 15:35, 23. Mär. 2020
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__TOC__
'''Komplikationen der Beschneidung'''
Bedenken, dass eine nichtzurückziehbare Vorhaut beim Kind oder Jugendlichen zu hygienischen Problemen führen könnte, sind unbegründet, da Vorhaut und Eichel fest miteinander versiegelt sind, und kein Zwischenraum zwischen Eichel und Vorhaut besteht, in den irgendwelcher Schmutz eindringen könnte. Dieser Zwischenraum bildet sich erst, wenn sich die balanopräputiale Membran auflöst.<ref name="Cold1999"/>
[[File:Vorhautentwicklung.jpg]]
Vielleicht aufgrund des US-amerikanischen Einfluss haben sich viele Falschvorstellungen über die Vorhaut und deren Entwicklung in der deutschen medizinische Literatur und Praxis etabliert. Wenn man beispieksweise Phimose einfach als das Unvermögen zur spannungsfreien Vorhautretraktion definiert, haben alle Jungen bis zu einem gewissem Alter eine Phimose. Jedoch ist eine solch definierte Phimose ein physiologischer Zustand ohne jeglichen Krankheitswert. Definiert man jedoch die Phimose als fehlende Zurückziehbarkeit der Vorhaut, die -nach Ausschluss anderer Ursachen- zu wiederkehrenden Eichelentzündungen oder zu einer obstruktiven Uropathie (Harnstauung/ Harnablussbehinderung) führt, oder als fehlende Zurückziehbarkeit der Vorhaut mit narbiger Vorhautöffnuung infolge von vorzeitigen Retraktionsversuchen, oder seltenen Hauterkrankungen wie der Lichen sclerosus, so ist die Häufigkeit der Phimose nicht höher als 2&nbsp;%.<ref>Rickwood AMK, Walker J.Is phimosis overdiagnosed in boys and are too many circumcisions performed in consequence? Ann R Coll Surg Engl 1989;71(5):275-7.</ref>
== Komplikationen ==
=== Blutungen ===
[[File:Blutungen-270px.jpg|frame|Blutung infolge Zirkumzision ]]
Eine Komplikation, die Folge eines jeden chirurgischen Eingriffs sein kann, sind Blutungen. Blutungen nach der Zirkumzision werden in der Literatur mit einer Häufigkeit zwischen 1,5-35&nbsp;% angegeben.<ref name="Shulman1964">Shulman J, Ben-Hur N, Neuman Z. Surgical complications of circumcision. Am J Dis Child 1964;127:149.</ref><ref name="Patel1966">Patel H.The problem of routine circumcision. Can Med Assoc J 1966;95:576.</ref><ref name="Griffiths1985"/>
Nur selten ist eine Blutung stark genug, dass eine Bluttransfusion notwendig werden kann. Zusätzliche pharmalogische Mittel, die zur Kontrolle der Blutung nach der Beschneidung genutzt werden, umfassen die oberflächliche Anwendung von Thrombin, oder Epinephrin<ref name="Gee1976">Gee WF, Ansell, NF. Neonatal circumcision: a ten year overview; with comparison of the Gomco clamp and the Plastibell device. Pediatrics 1976; 58: 824-7. PMID 995507</ref>,wie auch eine Injektion des Epinephrins direkt in die Zirkzumzisionswunde.
Epinephrin sollte nur in einer extrem verdünnten Lösung (z.B. 1:100000) verwendet werden, da es von der offenen Wunde absorbiert werden und schwerwiegende Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem haben kann; darüber hinaus können höher konzentrierte Epinephrinlösungen eine lokale Gewebsischämie (Blutleere) verursachen, die unbehandelt zur Nekrose des betroffenen Gewebes führt.<ref name="Denton1978">Denton J, Schreiner RL, Pearson J. Circumcision complication. Reaction to treatment of local hemorrhage with topical epinephrine in high concentration. Clin Pediatr (Phila). 1978 Mar;17(3):285-6. PMID 627124</ref><br clear="all">
=== Infektionen ===
=== Übermäßige Gewebsentfernung ===
[[File:Radical-250px.jpg|250px|frame|Radikale Zirkumzision bei einem Knaben ]]Wenn übermäßig viel von der äußeren Vorhaut und der Schafthaut und die angemessene Menge der inneren Vorhaut entfernt wird, ist der Penis infolge verkürzt und eine Hauttransplantation kann zu einem späteren Zeitpunkt notwendig werden.<ref name="Gee1976"/> Wenn zu viel Spannung auf die Wunde einwirkt, kann diese aufgerissen werden.<ref name="Gee1976"/><br clear="all">
=== Inklusionszysten ===
[[File:PflegeWiki Zyste .jpg|frame|Zyste]]
Eine Zyste ist ein abnormal abgeschlossener Gewebehohlraum, der Flüssigkeiten oder auch festes Material enthalten kann. Gelegentlich können entlang des Vorhautrestes am zirkulären Schnittbereich, Zysten entstehen.<ref name="Kaplan1977">Kaplan G W: Circumcision: An overview. Curr Prob Pediatr. 1977;7:1-33</ref>
Zysten entstehen vermutlich infolge von Einlagerungen von Epidermis oder Smegma in der Zirkumzisionswunde. Einiger dieser Zysten können beträchtliche Ausmaße annehmen. Selbst kleine Zysten können sich entzünden und so zu einer wesentlichen Krankheitsursache werden. Die Behandlung besteht in der chirurgischen Entfernung.<br clear="all">
=== Meatitis ===
Meatitis oder Meatusulceration , ist eine mögliche der Zirkumzision die als Komplikation angesehen werden kann. Für die Meatitis werden in der Literatur Häufigkeiten zwischen 8 und 31 Prozent angegeben,<ref>Mackenzie AR. Meatal ulceration following neonatal circumcision. Obstet Gynecol 1966;28:221.</ref><ref>Malo T. Bonforte RJ. Hazards of plastic bell circumcision. Obstet Gynecol 1969;33:869.</ref><ref name="Patel1966"/> Das Risiko für eine Meatitis und eine Meatusulzeration ist besonders dann hoch, wenn das Kind zum Zeitpunkt der Beschneidung noch Windeln trägt.<ref name="Kaplan1983"/>
===Meatusstenose ===
[[File:Meatusstenose .jpg|frame|Meatusstenose]]
Meatusstenose ist in der Regel eine direkte Konsequenz der Beschneidung und wird bei intakten Jungen und Männern selten vorgefunden.<ref name="VanHowe2006">Van Howe RS. Incidence of meatal stenosis following neonatal circumcision in a primary care setting. Clin Pediatr (Phila). 2006 Jan-Feb;45(1):49-54. PMID 16429216</ref>
Bei Jungen, die im Säuglingsalter beschnitten werden, ist das Risiko für Meatusstenosen besonders hoch - eine Folge des ätzenden Ammoniaks, der sich in feuchten Windeln bilden kann.
Zur Therapie der Meatusstenose ist eine Schlitzung der Harnröhre, eine sogenannte Meatomie, die Therapie der Wahl.<ref name="Upadhyay1998"/> Bei hochgradigen Verengungen kann jedoch eine operative Rekonstruktion der Harnröhrenmündung, eine sogenannte Meatusplastik, notwendig werden.<br clear="all">
=== Harnverhaltung ===
[[File:GeschwolleneBlase-130px.jpg|frame|aufgeblähte Blase bei Harnröhrenobstruktion ]]
Harnverhaltung (Unfähigkeit zur Blasenentleerung) ist eine weitere Komplikation der Zirkumzision. Eine Harnverhaltung infolge einer Zirkumzision wird meist durch einen zu engen Verbandes und verursacht und lässt sich einfach durch die Entfernung des Verbandes behandeln.<ref>Berman W. Urinary retention due to ritual circumcision. Pediatrics 1975;56:621.</ref><ref name="Horowitz1976">Horowitz J, Schussheim A, Scalettar HE. Letter: Abdominal distension following ritual circumcision. Pediatrics 1976;57:579.</ref><ref name="Shulman1964"/><ref name="Gee1976"/>
Darüber hinaus kann eine Harnverhaltung infolge eines engen Verbands eine Prolepsis verursachen, die ihrerseits eine allgemeinen Blutvergiftung bedingt.<ref name="Horowitz1976"/>
Wird eine Bonozintinktur als Teil des Verbandes verwendet, kann diese die Harnröhrenöffnung blockieren und so eine Harnverhaltung verursachen.<ref name="Menahem1981">Menahem S. Complications arising from ritual circumcision: pathogenesis and possible prevention. Isr J Med Sci 1981;17(1):45-8. PMID 7461946</ref><br clear="all">
=== Phimose ===
[[File:Circphimose.jpg|frame|Postzirkumzisionsphimose ]]
Der Zustand einer nicht zurückziehbaren Vorhaut, ist tatsächlich vollkommen normal, da die Vorhaut bei der Geburt mit der Eichel verklebt ist. Jedoch werden häufig Zirkumzision durchgeführt um diesen Zustand zu "korrigieren". Ironischerweise kann die Vorhaut sogar Phimose verursachen, wenn der Vorhautrest sich mit dem Schaft wiederverklebt.<ref name="Blalock2003">Blalock HJ, Vemulakonda V, Ritchey ML, Ribbeck M. Outpatient management of phimosis following newborn circumcision. J Urol 2003;169(6):2332–4.</ref>
Wenn ungenügend äußere Haut und ungenügend innere Vorhaut entfernt wurde, und wenn darüber hinaus eine Vorhautöffnung sich zusammenzieht oder fibrotisch wird, kann eine erworbene pathologische Phimose die Folge sein, die auch Postzirkumzision-Phimose bezeichnet wird. Diese Komplikation kann oft schwerwiegend sein und zur Harnröhrenobstruktion führen.
Für die Phimose als Folge einer Zirkumzision werden in der Literatur Häufigkeiten von 2-3&nbsp;% angegeben. <ref name="Blalock2003"/><ref>Fraser IA, Allen MJ, Bagshaw PF, Johnstone M. A randomized trial to assess childhood circumcision with the Plastibell device compared to a conventional dissection technique. Br J Surg. 1981 Aug;68(8):593-5. PMID 7023597</ref> Diese Rate von 3&nbsp;% liegt weit über der natürlichen Prävalenz (Häufigkeit) einer behandlungsbedürftigen pathologischen Phimose in der männlichen Bevölkerung. Noch vor der Entwicklung und Verbreitung heute verfügbarer konservativer Behandlungsmethoden bedurften nur 1,5&nbsp;% der dänischen Jungen bedurften bis zu ihrem 15 Geburtstag wegen irgendeines Vorhautproblems einer Zirkumzision.<br clear="all">
=== Hypospadie und Epispadie ===
=== Harnröhrenfisteln ===
[[File:Fistel.jpg|frame|Fistel und doppelter Harnstrahl bei einem Knaben infolge der Zirkumzision ]]
Als Komplikation der Zirkumzision können eine oder mehrere neue Harnröhrenöffungen, sogenannte Fisteln, entstehen.<ref>Byars L T, Trier WC. Some complications of circumcision and their surgical repair. Arch. Surg. 1958; 76:477</ref><ref name="Limaye1968">Limaye RD, Hancock RA. Penile urethral fistual as a complication of circumcision. J. Pediatr 1968; 72(1):105-6.</ref><ref>Baskin LS, Canning DA, Snyder III HM, Duckett JW Jr. Surgical repair of urethral circumcision injuries. J Urol 1997;158(6):2269-71.</ref><ref>Shulman J, Ben-Hur N, and Neuman Z. Surgical complications of circumcision. Am J Dis Child 1964;127:149.</ref>
* Sepsis<ref name="Williams1993"/>
Die Behandlung muss individuell je nach Art dieser Komplikation durch einen urologischen Spezialisten erfolgen.<br clear="all">
=== Nekrose ===
[[File:Burnedpenis.jpg|frame|Penis eines Säuglings: Elektrokauter-Unfall]]
Die Nekrose (Gewebstod) und das Abfaulen der Eichel oder des gesamten Penis sind eine seltene Komplikation der Zirkumzision.
Nekrose (Gewebstod) und das Abfaulen der Eichel oder sogar des gesamten Penis als Folge der Zirkumzision ist dokumentiert. Mögliche Ursachen für Nekrosen bei der Zirkumzision umfassen Infektionen<ref>Davidson F. Yeasts and circumcision in the male. Br J Ven Dis 1977; 53:121-122.</ref>, unsachgemäßes Vernähen zum Zwecke der Blutstillung, Unfälle bei der Elektrokauterisation, demüberlangen Gebrauch eines Stauschlauchs, oder ein zu enger Verband.<ref>Sterenberg N, Golan J, Ben-Hur N. Necrosis of the glans penis following neonatal circumcision. Plast Reconstr Surg 1981;68:237–9. PMID 7255584</ref>
Das Risiko für eine Nekrose ist dann besonders besonders groß, wenn ein Elektrokauter (Instrument zur Kauterisation (Verödung) von Blutgefäßen) direkt mit einer Beschneidungsklemme angewendet wird. Obwohl es wahrscheinlich viele undokumentierte Fälle von kleineren Elektrokauter-Verbrennungen und dem Absterben der betroffenen Penishaut gibt, wurden schwerwiegendere Fälle wie etwa der Verlust der Eichel oder großen Flächen der Penishaut dokumentiert.<ref>Azmy A , Boddy SA, Ransley PG. Successful reconstruction following circumcision with diathermy. Br J Urol 1985; 57:587-8. PMID 4063742</ref> Im schlimmsten Falle kann die Elektrokauterisation den vollständigen Verlust des Penis eines Säuglingszur Folge haben.<ref name="Gearhart1989">Gearhart JP, Rock JA. Total ablation of the penis after circumcision with electocautery: a method of management and long term follow-up. J Urol 1989; 142: Elektrokauer Unfall799-801. PMID 2769863</ref><br clear="all">
Das Risiko für eine Nekrose ist dann besonders besonders groß, wenn ein Elektrokauter (Instrument zur Kauterisation (Verödung) von Blutgefäßen) direkt mit einer Beschneidungsklemme angewendet wird. Obwohl es wahrscheinlich viele undokumentierte Fälle von kleineren Elektrokauter-Verbrennungen und dem Absterben der betroffenen Penishaut gibt, wurden schwerwiegendere Fälle wie etwa der Verlust der Eichel oder großen Flächen der Penishaut dokumentiert.<ref>Azmy A , Boddy SA, Ransley PG. Successful reconstruction following circumcision with diathermy. Br J Urol 1985; 57[[File:587-8NekrotischerPenis. PMID 4063742</ref> Im schlimmsten Falle kann die Elektrokauterisation den vollständigen Verlust des Penis zur Folge haben.<ref name="Gearhart1989">Gearhart JP, Rock JA. Total ablation of the penis after circumcision with electocautery: a method of management and long term follow-up. J Urol 1989; 142:799-801. PMID 2769863</ref> jpg|frame|Nekrose infolge der Zirkumzision]]Gearhart und Rock<ref name="Gearhart1989"/> beschrieben vier solcher Fälle, bei denen der Schaden so schwer war, dass eine plastische Rekonstruktion des Penis als unmöglich erachtet wurde und die betroffenen die Kinder einer Geschlechtsumwandlung einschließlich Kastration unterzogen wurden.<ref name="Gearhart1989"/><br clear="all">
=== Lymphödeme ===
[[File:Lymphoedem.jpg|frame|Lymphoedem infolge der Zirkumzision]]
Lympheödeme können infolge der Zirkumzision auftreten, besonders wenn es Wunddehiszenz (der Auftrennung der Wunde) kommt oder die Wunde infiziert wird.ref name="Shulman1964"/>
Die Behandlung dieser Komplikation ist individuell verschieden, jedoch kann eine Hauttransplantation zur Sanierung notwendig sein.<br clear="all">
=== Komplikationen der Plastibell ===
<gallery> File:Plastibell-1-270px.jpg|Komplikation der PlastibellTM-Zirkumzision  File:Plastibell-2-270px.jpg|Komplikation der PlastibellTM-Zirkumzision nach Abheilung</gallery>
Bei Zirkumzisionen mit einer Plastibell-Vorrichtung besteht die Gefahr, dass das Ring-Element der Plastibell-Vorrichtung proximal also nach unten in Richtung der Peniswurzel, verrutscht, was gravierende körperliche Schäden einschließlich einer Kerbe im Penisschaft und der Nekrose der Eichel verursachen kann.<ref>Datta NS, Zinner NR. Complication from Plastibell circumcision ring. Urology 1977; 9: 57-8.</ref><ref>Johnsonbaugh RE. Complication of a circumcision performed with a plastic disposable circumision device: long-term follow-up. Am J Dis Child. 1979; 133: 438.</ref><ref name="Gee1976"/><ref>Rubenstein MM, Bason WM. Complication of circumcision done with a plastic bell clamp. Am J Dis Child 1968;176:381. PMID 5697970</ref><ref>Wright JE. Non-therapeutic circumcision. Med J Aust 1967;1:1083-6.</ref> Zur Vermeidung solcher Komplikationen sollte der Plastikring, wenn er nach ein paar Tagen nicht von selbst abgefallen ist, entfernt werden. Aufgrund des Fremdkörpers, der einige Tage auf der Beschneidungswunde verbleibt, ist bei Zirkumzisionen nach der Plastibell-Methode das Infektionsrisiko erhöht.<ref>Kirkpatrick BV, Eitzman DV. Neonatal septicemia after circumcision. Clin Pediatr 1971;13(9):767-8.</ref>
=== Haariger Schaft ===
[[File:HaarigerSchaft.jpg|frame|Haariger Schaft; eine mögliche späte Komplikationen der Kinderzirkumzision]]Die Entfernung von zu viel Haut, bei einer "straffen" Beschneidung kann zu einem Hautmangel im späteren Leben führen. Während der Erektion, die schmerzhaft sein, kann Haut vom Hodensack den Penisschaft heraufgezogen werden, um den Mangel an erforderlicher Penishaut auszugleichen. Ein haariger Schaft wird generell als unästhetisch empfunden und kann während dem Geschlechtsverkehr stören.<br clear="all">
=== Schmerzhafte Erektionen ===

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