Matthias Franz

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Prof. Dr. Matthias Franz (* 1955) Facharzt für Psychosomatische Medizin, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Lehranalytiker, ist Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie Stellvertretender Direktor des klinischen Institutes Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (UKD).

Beim Wissenschaftlichen Symposium am Tag vor dem WWDOGA 2014 hielt er einen Vortrag zum Thema: "Psychotraumatologische und psychoanalytische Aspekte der Jungenbeschneidung"[1].

Arbeitsschwerpunkte

Psychosomatische Epidemiologie (Häufigkeit, Verlauf, Ursachen und Prävention psychischer/psychosomatischer Erkrankungen), Entwicklung innovativer präventiver Interventionen im kommunalen Feld, Alleinerziehende, Vaterlosigkeit, Emotionsforschung (Alexithymie).

Lebenslauf

  • Studium und Promotion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • 1993 Habilitation
  • 1995 Ernennung zum Professor an der Universität Düsseldorf

Politische Aktivitäten

[2] 2011 veröffentlichte er einen Sammelband „Neue Männer – muss das sein?“, der sich mit aktuellen Fragen und Problemen der männlichen Lebenssituation und den damit verbundenen Risiken für die Gesellschaft beschäftigt.

Im Sommer 2012 war Franz Initiator eines offenen Briefs an die deutsche Politik, der von über 600 Personen unterzeichnet wurde (Stand 21. Juli 2012), darunter vielen Ärzten, Juristen und Wissenschaftlern. Der Brief nimmt Bezug auf die gesellschaftliche Debatte um die religiös motivierte Beschneidung minderjähriger Jungen (meist Kinder von Muslimen und Juden) in Deutschland, die ein im Juni 2012 bekanntgegebenes Urteil des Landgericht Köln ausgelöst hatte. Franz kritisiert darin den "schwerwiegende[n] Vorwurf jüdischer Standpunktvertreter, durch ein Verbot der rituellen Jungenbeschneidung würde jüdisches Leben in Deutschland unmöglich werden." Er argumentiert unter anderem, Religionsfreiheit könne "kein Freibrief zur Anwendung von (sexueller) Gewalt gegenüber nicht einwilligungsfähigen Jungen sein" und postuliert unter Verweis auf die Aufklärung: "Man tut Kindern nicht weh!"[3] Dieter Graumann, damaliger Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, nannte dies eine "suggestive Parole" und kritisierte rückblickend, die Unterzeichner des "berüchtigte[n] Brief[es]" hätten sich "in einer Arroganz und einem Belehrungswahn sondergleichen über das Beschneidungsritual ereifert".[4]

Seit April 2017 ist er intaktiv-Botschafter. Sein Statement gegen Beschneidung:

Es gibt keine medizinischen Gründe dafür, einem gesunden kleinen Jungen seine gesunde Vorhaut abzuschneiden. Die Beschneidungist mit hohen körperlichen, sexuellen und psychischen Gesundheitsrisiken behaftet. Die rituelle Beschneidung stellt darüber hinaus eine kollektive Gewalterfahrung und ein patriarchalisches Branding dar, welches das Recht des Stärkeren unhinterfragbar etabliert.

Auch ins Religiöse transformierte archaische Bräuche können kein Sonderrecht zur Anwendung von Gewalt gegenüber Kindern für sich beanspruchen. Der gewaltfreie Umgang mit Kindern und der vorbehaltlose Schutz der Genitalien von Mädchen und Jungen ist zentral für die Entwicklung von Empathie – auch innerhalb von Gesellschaften. An diesem verfassungsrechtlichen Prüfpunkt hat die Politik in Deutschland unter dem Druck religiöser Lobbygruppen bisher versagt.

Ärzte und Psychoanalytiker sollten Haltung zeigen und helfen, indem sie ohne gesicherte und dokumentierte medizinische Indikation nicht beschneiden, keine abrechnungsrelevanten Gefälligkeitsdiagnosen stellen und leidenden Betroffenen auch als Psychotherapeuten mit Verständnis zur Verfügung stehen.
Mathias Franz (intaktiv-Website)[5]

Fachtagung "Jungenbeschneidung in Deutschland - eine Bestandsaufnahme"

Am 8. Mai 2017 fand an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf eine von Franz maßgeblich organisierte Fachtagung statt. Franz sprach dort die Grußworte[6] und hielt einen Vortrag zum Schwerpunkt "Entwicklungspsychologische und psychosomatische Aspekte der rituellen Beschneidung"[7].

PRECK-Studie zu Spätfolgen der Beschneidung

Seit 2019 läuft an der Universität Düsseldorf eine Studie zur Abklärung möglicher psychischer Spätfolgen von Jungenbeschneidung, an der Prof. Matthias Franz und Peter Richter maßgeblich beteiligt sind.[8]

Diese Studie wurde in der arte-Doku Jungenbeschneidung - Mehr als nur ein kleiner Schnitt von 2022 vorgestellt. Sie kommt zu dem vorläufigen Ergebnis, dass die frühkindliche Beschneidung durchaus Trauma-Spuren in der Psyche des Menschen hinterlässt.

Werke (Auszug)

  • http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Franz#Werke_.28Auszug.29
  • Franz, Matthias (Hg.) (2014): Die Beschneidung von Jungen - Ein trauriges Vermächtnis, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Franz, Matthias & Karger, A. (Hg.) (2011): Neue Männer - muss das sein? Risiken und Perspektiven der heutigen Männerrolle, Göttingen; Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Franz, Matthias (2009): PALME – ein Präventives Elterntraining für Alleinerziehende Mütter geleitet von Erzieherinnen und Erziehern, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
  • Franz, Matthias & Frommer, Jörg (Hg.) (2008): Medizin und Beziehung, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
  • Franz, Matthias (2008): Bindung – Trauma – Prävention, (Hg.: B. West-Leuer), Gießen: PsychoSozial-Verlag.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise