Medizinethik
(Der nachfolgende Text oder ein Teil davon stammt aus der freien Wikipedia:)
Medizinethik ist ein angewandter Zweig der Ethik, der die Praxis der klinischen Medizin und die damit verbundene wissenschaftliche Forschung analysiert. Die Medizinethik basiert auf einer Reihe von Werten, auf die sich Fachleute im Falle von Verwirrung oder Konflikten beziehen können. Zu diesen Werten gehören der Respekt der Autonomie, Schadensvermeidung, Wohltätigkeit und Gerechtigkeit.[1] Solche Grundsätze können es Ärzten, Pflegekräften und Familien ermöglichen, einen Behandlungsplan zu erstellen und auf dasselbe gemeinsame Ziel hinzuarbeiten.[2] Es ist wichtig zu beachten, dass diese vier Werte nicht nach Wichtigkeit oder Relevanz geordnet sind und dass sie alle Werte der medizinischen Ethik umfassen.[3] Es kann jedoch ein Konflikt entstehen, der zu der Notwendigkeit einer Hierarchie in einem ethischen System führt, so dass einige moralische Elemente andere außer Kraft setzen, um das beste moralische Urteilsvermögen auf eine schwierige medizinische Situation anzuwenden.[4] Medizinethik ist besonders relevant bei Entscheidungen über Zwangsbehandlungen und Zwangsunterbringungen.
Inhaltsverzeichnis
Werte
Ein allgemeiner Rahmen, der bei der Analyse medizinischer Ethik verwendet wird, ist der Ansatz der „vier Prinzipien“, der von Tom Beauchamp und James Childress in ihrem Lehrbuch „Principles of Biomedical Ethics“ postuliert wird. Er erkennt vier moralische Grundprinzipien an, die es zu beurteilen und gegeneinander abzuwägen gilt, wobei auf den Umfang ihrer Anwendung zu achten ist. Die vier Prinzipien sind:[5]
- Respekt der Autonomie – der Patient hat das Recht, seine Behandlung abzulehnen oder selbst zu wählen.[6]
- Schadensvermeidung – nicht die Ursache von Schaden zu sein. Auch „Nützlichkeit“ – um mehr Gutes als Schaden zu fördern.[6]
- Wohltätigkeit – ein Arzt sollte im besten Interesse des Patienten handeln.[6]
- Gerechtigkeit – betrifft die Verteilung knapper Gesundheitsressourcen und die Entscheidung, wer welche Behandlung erhält.[6]
Medizinethik und Beschneidung
Grundsätzlich hat nach den Werten der Medizinethik der Patient ein Selbstbestimmungsrecht. Dieses Recht wird bei Minderjährigen in der Regel von den Erziehungsberechtigten stellvertretend wahrgenommen, darf jedoch nur zum Wohle des Kindes genutzt werden. Eine medizinisch nicht indizierte Operation wie die Beschneidung ist daher nicht im Einflussbereich des elterlichen Erziehungsrecht. Die Mediziner selbst dürfen keine Operation ausführen, die nicht medizinisch indiziert ist, wenn der "Patient" - in diesem Fall ein nicht einwilligungsfähiges Kind - nicht selbst zustimmen kann. In diesem Falle würden strafbare Handlungen am Kinde durch nicht legitimierte Körperverletzung und Schadenszufügung vorliegen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Beauchamp J. Principles of Biomedical Ethics [Prinzipien der biomedizinischen Ethik] (Englisch). Principles of Biomedical Ethics. 2013; 7
- ↑ Weise M. Medical Ethics Made Easy [Medizinethik leicht gemacht] (Englisch). Professional Case Management. 2016; 21(2): 88-94. PMID. DOI.
- ↑
Bioethic Tools: Principles of Bioethics
[Bioethische Werkzeuge: Prinzipien der Bioethik] (Englisch), depts.washington.edu. Abgerufen 21. März 2017. - ↑ Berdine G. The Hippocratic Oath and Principles of Medical Ethics [Der hippokratische Eid und die Grundsätze der medizinischen Ethik] (Englisch). The Southwest Respiratory and Critical Care Chronicles. 10. Januar 2015; 3(9): 28–32. DOI.
- ↑ Gillon R. Medical ethics: four principles plus attention to scope [Medizinische Ethik: Vier Prinzipien plus Beachtung des Geltungsbereichs] (Englisch). British Medical Journal. 1994; 309(184): 184-8. PMID. PMC. DOI.
- ↑ a b c d
Principles of Bioethics | UW Department of Bioethics & Humanities
[Prinzipien der Bioethik | UW Department of Bioethics & Humanities] (Englisch), depts.washington.edu. Abgerufen 18. Januar 2021.