Argumente für Beschneidung

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Beschneidungsbefürworter haben viele Argumente, warum die medizinisch nicht indizierte Beschneidung sinnvoll sein soll. Diese Seite versucht, eine möglichst vollständige Liste und ein Ranking der Pro-Argumente aufzustellen. Alle hier aufgeführten Argumente sind widerlegbar und widerlegt, einschließlich der religiösen Argumente.

Religiöse Argumente

Jüdische Religion

  • "Die Beschneidung wird von Gott gefordert."
    Dieses Argument wird von jüdischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf einen Bibeltext, in dem Gott dem israelischen Urvater Abraham befahl, alle männlichen Nachkommen sollten beschnitten werden. Doch tatsächlich ist sie keine religionsstiftende, sondern eine religionsbestätigende, rituelle Handlung, die deshalb durchaus auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann.
  • "Erst die Beschneidung macht einen Jungen zum Juden."
    Widerlegung: In der jüdisch-religiösen Kultur ist ein Junge automatisch Jude, wenn er von einer jüdischen Mutter geboren wurde.

Islamische Religion

  • "Die Beschneidung wird vom Propheten Mohammed empfohlen."
    Dieses Argument wird von muslimischer Seite vorgebracht, mit Bezug auf eine Hadithe eines Weggefährten des Propheten, in der die männliche Beschneidung gefordert wird. Denn im Koran wird Beschneidung weder erwähnt noch gefordert. Obwohl Ibrahim (Abraham) selbst im Koran immerhin 67 mal erwähnt wird, wird seine Beschneidung dort nicht erwähnt. Stattdessen finden sich viele Stellen im Koran, die beschreiben, dass Allah den Menschen "in bester Form" [1], "vollendet" [2] und "vollkommen" [3] erschaffen habe, der "eure Gestalten vollkommen gemacht hat" [4]. "Keinen Fehler kannst du in der Schöpfung des Gnadenreichen sehen."[5] Die Beschneidung müsste demnach an sich schon eine Beleidigung Allahs sein.
    Die Empfehlung zur Beschneidung geht zurück auf Abū Huraira, der berichtete, dass der Prophet gesagt haben solle: "Zur Fitra (bei Erschaffung des Menschen) gehören fünf Dinge: Die Beschneidung, das Abrasieren der Schamhaare, das Kurzschneiden des Schnurrbarts, das Schneiden der (Finger- und Fuß-) Nägel und das Auszupfen der Achselhaare." [6]
    Da es sich hier um fünf Körperbehandlungen handelt, die im weitesten Sinne mit Hygiene zu tun haben, kann man im zeitlichen und räumlichen Kontext des Islam im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung noch nachvollziehen, dass dort die Beschneidung miterwähnt wurde. Doch heutzutage ist eine Beschneidung aus hygienischen Gründen unnötig. Hygiene kann zudem kein religiöses Argument sein.

Verharmlosende Argumente

  • "Ich hab noch nie gehört, dass sich jemand über seine Beschneidung beschwert hat."
    Es ist sehr gut möglich, dass Männer überhaupt nicht über ihre sexuellen oder sonstigen (genitalen) Probleme mit anderen reden. Es gibt viele persönliche Geschichten von Männern, die sich beschwert haben und nach wie vor beschweren. Es gibt eine Organization namens Men Do Complain (Männer beschweren sich doch); es gibt Bücher mit Erfahrungsberichten vieler Männer, die sich beschweren. Ob Männer sich beschweren, ist allerdings nicht die Frage. Sondern, ob die Beschneidung von Kindern ein unzulässiger Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt. Das wird durchgehend von Juristen bejaht. Die Frage nach Opfern stellt sich hier ebenfalls nicht, weil die Beschneidung von Kindern grundsätzlich die Grundrechte des Kindes verletzt.
  • "Die Beschneidung ist vergleichbar mit dem Abziehen eines Pflasters."
    Alle veröffentlichten Beschneidungsvideos zeigen, dass die Personen, die ohne ausreichende anästhetische Behandlung (Betäubung oder Narkose) beschnitten werden, immense Schmerzen erleiden. Säuglinge fallen bei unbetäubter Beschneidung regelmäßig in Schockstarre als Reaktion auf den Schmerz. Dieser Schockzustand wird oft fehlinterpretiert und die Eltern glauben, dass das Baby einfach durchgeschlafen hätte.
  • "Babys spüren noch keine Schmerzen, daher sollte frühzeitig beschnitten werden."
    Diese Behauptung ist völlig veraltet und in zig Studien widerlegt. Die Diskussion ist hier auch durchaus schizophren. Es wird heftig darüber diskutiert, ob Embryos, die abgetrieben werden sollen, vorher betäubt werden sollen. Aber geborene Säuglinge kann man problemlos einen Körperteil ohne Betäubung abschneiden, weil Säuglinge keine Schmerzen verspüren. Die Forschungslage sieht hier allerdings ganz anders aus: Als Säuglinge beschnittene Jungen weisen selbst Jahre nach der Beschneidung noch stärkere Reaktionen auf Schmerzen (z.b. bei Impfungen) auf als intakte.[7][8].
  • "Beschneidung ist vergleichbar mit Ohrlochstechen oder Piercings."
    Abgesehen davon, dass auch Ohrlöcher und Piercings eine Körperverletzung darstellen, entfernen Ohrlöcher und Piercings normalerweise keinerlei empfindsames Gewebe oder gar funktionale Körperteile. Auch können Ohrlöcher und Piercing-Löcher wieder zuwachsen. Daher ist dieser Vergleich völlig unhaltbar. Kinder sind keine Puppen, die man nach Belieben chirurgisch verändern kann. Der Körper gehört allein dem Kind, das allein entscheiden sollte, wann und wo dauerhafte Veränderungen an seinem Körper vorgenommen werden. Solange das Kind zu klein ist, um entsprechende Willensäußerungen zu tätigen, sollte man auf jegliche Körpermodifikation verzichten.
  • "Beschneidung ist wie Fingernägel oder Haare schneiden."
    Fingernägel und Haare wachsen von selbst nach. Dieser bagatellisierende Vergleich der Vorhautamputation mit normaler Körperhygiene ist unhaltbar.
  • "Er soll so aussehen wie sein Vater, man kann dem Kind nicht erklären, warum es "da" anders aussieht."
    Wohl eines der schlimmsten Argumente, denn wo zieht man hier die Grenze? Kann man dem Kind auch nicht erklären, warum der Vater im Rollstuhl sitzt und das Kind nicht, und muss man dann die Wirbelsäule durchtrennen? Der Vater ist blind oder hat Narben im Gesicht - soll das Kind auch hierin dem Vater gleichen? Natürlich nicht. Das Argument dient dem Schutz des väterlichen Seelenfriedens, nicht jedoch dem Kind, dass vor "Konflikten" geschützt werden muss.
  • "Ich mag meine Penisse beschnitten."
    Wird oft von Müttern geäußert, die sich nicht vorstellen können, wie ein intakter Penis aussieht oder funktioniert. Das Argument ist nicht nur gefährlich nahe an einem sexuellen Übergriff, sondern hat diese Grenze bereits überschritten. Jeder Mann, der sich über die Genitalien seiner Tochter so äußern würde, hätte große Probleme mit dem Jugendamt und würde sich Strafverfolgung aussetzen.
  • "Man kann Jungen nicht beibringen, sich da zu waschen. Also wird er beschnitten."
    Elterliches Erziehungsunvermögen sollte nicht auf dem Rücken der Jungen ausgetragen werden. Wenn Eltern sich nicht in der Lage fühlen, ihren Sohn zu ordentlicher Körperhygiene zu erziehen, sollte man an der Stelle vielleicht Hilfe von offiziellen Stellen in Anspruch nehmen, anstatt dem Sohn eine Operation aufzuzwingen, die keinerlei Begründung außer elterlicher Faulheit hat.

Medizinisch-prophylaktische Argumente

  • Beschneidung schützt angeblich vor HIV/AIDS.
  • Beschneidung schützt angeblich vor Geschlechtskrankheiten.
    Es wird immer wieder Bezug genommen auf eine Studie[9] der WHO, die angeblich ermittelt haben soll, dass Beschneidung einen 60-prozentigen Schutz vor HIV/AIDS haben solle. Diese Studie wird weltweit von Fachleuten scharf kritisiert.
    Als Quelle wird eine Studie von Bertrand Auvert genutzt, die angeblich ein um bis zu 60 % reduziertes Ansteckungsrisiko bei HIV festgestellt haben will.
    Hierzu gibt es mehrere Bemerkungen: Zum einen war das Studiendesign mit dem Start der Studie bereits zerstört. Die beschnittene Kontrollgruppe wurde direkt zu Studienbeginn der Operation unterzogen. Das heißt, die sechs Wochen, die angesetzt waren, bis die Wunden verheilt waren, hatte die intakte Gruppe bereits einen "Ansteckungsvorsprung". Hinzu kommt, dass die gesamte Studie in dem Gebiet mit der höchsten HIV-Quote weltweit durchgeführt wurde, die Ergebnisse also nicht die Aussagekraft haben, als wenn sie in Gegenden durchgeführt worden wäre, wo "normale" Ansteckungsquoten herrschen. Orange Farm, das Dorf in Südafrika, ist berüchtigt für die hohe HIV-Quote. Ein dritter Kritikpunkt ist, dass die Studie von Auvert mit rechnerischen Taschenspielertricks aufwartet und zudem nach zwei Jahren abgebrochen wurde, als die Zahlen drohten, sich anzugleichen. Leider ist diese Studie auch die Grundlage, nach der die WHO in Zusammenarbeit mit der Bill und Melinda Gates-Stiftung millionenteure Beschneidungskampagnen durchführt.
  • Beschneidung schützt angeblich vor Harnwegsinfektionen (HTI).
    Harnwegsinfektionen sind erheblich häufiger bei Frauen anzutreffen als bei Männern, was an der kürzeren Harnröhre liegt. Zudem reicht es völlig aus, einen Harnwegsinfekt mit Antibiotika zu behandeln.
  • Beschneidung schützt angeblich vor Peniskrebs.
    Peniskrebs ist einer der seltensten Krebsarten weltweit. Hinzu kommt, dass der Krebs ein Krebs des fortgeschrittenen Alters ist. Männer haben ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken als an Peniskrebs. Peniskrebs ist zudem ein Krebs der Vorhaut und der Eichel und recht gut behandelbar. Es besteht kein Grund, wegen dieser Krebsart Kinder zwangszubeschneiden.
  • Beschneidung schützt angeblich vor Gebärmutterhalskrebs / HPV.
    Die vorgenannten Krankheiten wurden im Laufe der neuzeitlichen Geschichte der Beschneidung angeführt, um nicht-medizinische Beschneidung doch irgendwie medizinisch zu rechtfertigen. Zur Prophylaxe der genannten Krankheiten sind jedoch andere, nicht-destruktive Maßnahmen (wie Hygiene, Kondome usw.) besser geeignet. Amerika mit der höchsten Beschneidungsrate aller westlichen Länder hat auch immer noch die höchste HIV/AIDS-Rate aller westlichen Länder. Zudem gibt es für die Ansteckung mit HPV inzwischen gut verträgliche Impfungen, wie z.B. Gardasil.
  • Beschneidung schützt angeblich vor Phimose.
    Natürlich kann man keine Phimose kriegen, wenn man keine Vorhaut mehr hat. Das Argument ist also ebenso unsinnig, wie wenn man sagen würde, dass das Amputieren der Füße vor Fußpilz schützt. Beschneidung zur Phimose-Prophylaxe ist also grober Unfug. - Es gibt tatsächlich medizinisch indizierte Fälle von Phimose. Davon können aber weit über 90 % nichtoperativ behoben werden. Man muss klar unterscheiden zwischen der physiologischen (natürlichen) und der pathologischen (krankhaften) Phimose. Bei Kindern liegt im Regelfall die sogenannte physiologische Phimose vor: Die Vorhaut ist mit der Eichel verklebt und nicht retrahierbar. Erst durch Veränderungen im Hormonhaushalt des heranwachsenden Jungen löst sich die verklebende Membran langsam auf und erlaubt, die Vorhaut zurückzuziehen. Das Durchschnittsalter ist hierbei 10,4 Jahre. Jede Phimosediagnose, die vor dem Ende der Pubertät bei einem ansonsten gesunden Jungen gestellt wird, der problemlos urinieren kann, ist eine Fehldiagnose. Insbesondere bei der Einschulungsuntersuchung wird gerne "Phimose" diagnostiziert, weil manche Ärzte immer noch der irrigen Ansicht sind, dass zur Einschulung die Vorhaut voll zurückziehbar sein müsse. Als Elternteil diese Diagnose bitte ignorieren. Wenn das Kind keine Probleme hat, muss man ihm keine Probleme machen.
    Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland hat mittlerweile die Phimose-Untersuchungen in den Untersuchungsheften für Jungen im frühen Kindesalter gestrichen.

Hygienische Argumente

  • "Ein beschnittener Penis lässt sich besser reinigen."
    Das Waschen eines intakten oder beschnittenen Penis ist gleich einfach und wird durch eine intakte Vorhaut nicht erschwert.
  • "Unbeschnittene Penisse riechen immer."
    Dieses Argument unterstellt pauschal bei allen intakten Jungen und Männern mangelnde Hygiene und stellt somit eine indirekte Beleidigung sämtlicher intakter Jungen und Männer dar.

Ästhetische Argumente

  • "Ein beschnittener Penis sieht schöner aus."
    Das ist für Beschneidung bei Kindern kein zulässiger Maßstab. Mit demselben ästhetischen Argument wurden z.B. früher in China Mädchen die Füße geschürt, so dass sie als erwachsene Frauen wegen der Deformation der Füße kaum laufen konnten.

Sexuelle Argumente

  • "Beschnittene können länger."
    Tatsächlich müssen viele Beschnittene länger, vor allem mit zunehmendem Alter, da die aufgrund der fehlenden Vorhaut freiliegende Eichel immer mehr verhornt und gefühllos wird.

Ausgrenzende Argumente

Ausgrenzende Argumente versuchen in aller Regel, den Diskussionspartner entweder in die Ecke einer Minderheit zu schieben, so dass er nicht mitzureden habe, wenn die Mehrheit etwas bespricht - oder sich selbst einer besonderen Gruppe zuzuschreiben, deren Gruppenregeln es verbieten, dass Außenstehende überhaupt mitdiskutieren dürfen.

  • "Wer nicht beschnitten ist, kann / darf gar nicht mitreden!"
    Ein Argument von bestechender Logik. Dann dürfen Frauen und Männer, die nicht vergewaltigt wurden, nicht gegen Vergewaltigung sein. Wer nicht bereits hingerichtet wurde, kann oder darf dann auch zum Thema Todesstrafe gar nicht mitreden.
  • "Das ist ein rein jüdisches / muslimisches Thema, das geht euch gar nichts an!"
    Hier ist der Versuch, die weltweit aus den unterschiedlichsten Gründen praktizierte Genitalverstümmelung aus der Diskussion herauszunehmen, doppelt perfide: Zum einen wird so getan, als gäbe es nur das religiöse Ritual einer einzigen Religionsgemeinschaft. Zum anderen werden Diskussionspartner hier automatisch als unerwünschte Außenseiter der Religionsgemeinschaft bezeichnet, die sich gefälligst nicht in die innergemeinschaftliche Diskussion einzumischen hätten.
  • "Diese Debatte wird nur in Deutschland [so hysterisch, beleidigend, ausgrenzend] geführt."
    Diese Behauptung ist sachlich völlig unrichtig, sowohl mit als auch ohne die in eckigen Klammern ergänzten Worte. Außerdem wird hiermit unlauter versucht, das Thema durch Quantifizierung zu bagatellisieren. Die Beschneidungsdebatte wird in allen Ländern weltweit geführt, in denen Menschen sich frei äußern können, ohne gleich Repressalien befürchten zu müssen. Da die Beschneidung ein schambehaftetes Thema ist, rutschen überall bei z.T. sehr langen Diskussionen, vor allem in den sozialen Medien im Internet, immer wieder mal Diskutanten argumentativ unter die Gürtellinie oder werden persönlich beleidigend. Davor ist dringend zu warnen.
  • "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen."
    Wer in der Beschneidungsdebatte dieses Argument nutzt, will sein Gegenüber eindeutig als Nazi darstellen und damit ohne weitere Begründung für jede weitere Diskussion disqualifizieren. Tatsächlich drückt der Nutzer dieses Arguments damit erstmal nur seine eigene Sichtweise auf die Debatte und seine Unkenntnis über die weltweit stattfindende Debatte aus, oder er bekundet mit diesem Argument, dass er die Beschneidung einzig als innerjüdisches Thema ansieht (s.o.).
    Das hier als Antisemitismuskeule verwendete Motto wurde von den Nazis in Anlehnung an ein Gedicht von 1861 gebraucht. Während das Gedicht von Emanuel Geibel mit dem deutschen Wesen, an dem die Welt genesen mag, das geeinte deutsche Staatswesen meinte, von dem eine Friedenswirkung auf das europäische Staatengefüge ausgehen solle, missbrauchten die Nazis den ursprünglichen Sinn und meinten damit dasselbe wie der Eingangsvers der ersten Strophe aus dem sog. Deutschlandlied: "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt".

Moralische Argumente

  • "Ich möchte nicht, dass mein Junge so viel onaniert."
    Selbstbefriedigung ist etwas völlig Natürliches und gehört zum Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Das exzessive Bekämpfen der natürlichen Selbstbefriedigung war der Hauptantrieb des amerikanischen Arztes und Rassisten John Harvey Kellogg, Beschneidung in den USA flächendeckend zu empfehlen.

Siehe auch

Ironische Auseinandersetzung

Einzelnachweise